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Barockschlösser in Sachsen – Landkreis Leipzig

Barockschloss Ammelshain bei Brandis

Barockschloss Ammelshain bei Brandis

Sachsen ist das Land des Barock. Der absolutistische Herrschaftsanspruch unter der Regierung des sächsischen Kurfürsten August des Starken ließ im Sachsen im 17. und 18. Jahrhundert eine Vielzahl von Schlössern, Kirchen und Herrenhäusern entstehen.

Die Residenzstadt Dresden verlor ihren mittelalterlichen Charakter und wurde barock neube- und überbaut. Von späteren Generationen wurde sie zu einer der schönsten Städte Europas gekürt. Der Zwinger in Dresden, Schloss Rammenau oder das Jagdschloss Hubertusburg in Wermsdorf gehören nicht nur zu den bekanntesten Vertretern jener glanzvollen Epoche, sie gehören auch zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Sachsen.

Nicht nur der Landesherr baute groß und prächtig. Auch der sächsische Landadel wollte nicht nachstehen und mancher Gutsbesitzer ließ sein Schloss oder Herrenhaus barock aufhübschen oder baute gleich neu.

Barockschloss Machern bei Wurzen

Barockschloss Machern bei Wurzen

Die barocke Pracht in Sachsen ist weitaus mehr als Dresden, Schloss Rammenau oder das Jagdschloss Hubertusburg. Manches Kleinod gibt es auf dem Land zu entdecken, so auch im Landkreis Leipzig.

In Deutschland beginnt das Zeitalter des Barock nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648. Weite Teile des Landes waren verwüstet und entvölkert, Seuchen breiteten sich aus. Zu dieser Zeit baute man in Italien schon seit über 70 Jahren in einem neuen Baustil, der im 19. Jahrhundert den Namen „Barock“ erhalten sollte. Vorbild für die Herrscher Europas war der Hof Ludwig des XIV. von Frankreich, der Sonnenkönig. Versailles nachzueifern und zu übertreffen war das Ziel der Könige und Fürsten in Europa.

Barockschloss Güldengossa bei Leipzig

Barockschloss Güldengossa bei Leipzig

Als erster barocker Schlossbau in Deutschland gilt das Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha, erbaut 1643 bis 1650. Der Ausbau Dresdens zur Barockstadt begann mit der Thronbesteigung August des Starken 1694. Die Hauptbauzeit des sächsischen Barock liegt also in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert und wurde durch den Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 beendet. Das Zeitalter des Barock endet gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Schlichter sollte es werden, klare Formen, eine Rückbesinnung auf die Formen der Antike – das Zeitalter des Klassizismus kündigt sich an. 1769 beginnt der Bau des Schlosses in Wörlitz nahe Dessau, der erste klassizistische Schlossbau in Deutschland.

Barocke Schlösser und Herrenhäuser im Landkreis Leipzig

  1. Großpösna
  2. Güldengossa
  3. Störmthal
  4. Markkleeberg
  5. Zöbigker
  6. Wiederau
  7. Auligk
  8. Audigast
  9. Ammelshain
  10. Kössern
  11. Nischwitz
  12. Machern
  13. Brandis
  14. Weitere Objekte
  15. Bildergalerie

Barockes Herrenhaus in Großpösna bei Leipzig

Barockes Herrenhaus in Großpösna bei Leipzig

Im Landkreis Leipzig gibt es mehr als 50 Schlösser und Herrenhäuser, die in der Zeit des Barock gebaut oder umgebaut wurden. Manche blieben bis in unsere heutige Zeit weitgehend unverändert erhalten, andere erfuhren in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Umbauten und Erweiterungen.

Die Formensprache der Objekte ist keinesfalls dieselbe. Die Palette reicht von schlichten Fassaden mit wenig Schmuck über zurückhaltende, und doch sehr repräsentativ wirkende Gebäude bis zu reich gestalteten Schlössern.

Barockschloss in Güldengossa bei Leipzig

Barockschloss in Güldengossa bei Leipzig

Gleich drei Schlösser bzw. Herrenhäuser aus der Zeit des Barock stehen am Ostufer des Störmthaler Sees – Großpösna, Güldengossa und Störmthal.

Das wohl im 18. Jahrhundert erbaute Herrenhaus in Großpösna ist ein Vertreter schlichter Fassadengestaltung. Fensterfaschen und ein horizontales Putzband gliedern die Fassade. Zwei Portale – das eine mit Wappentafel und Freitreppe – sind der Blickfang des Gebäudes.

Der Architekt des um 1720 erbauten Schlosses in Güldengossa ist nicht bekannt. Es ist aber vermuten, dass er zu den bedeutenden seiner Zeit gehörte und vielleicht auch in Dresden tätig war. Das Schloss in Güldengossa gehört zu den prachtvollsten im Landkreis Leipzig. Der einzeln in einem Landschaftspark stehende Schlossbau ist zweigeschossig und elfachsig. Die dreiachsigen Mittelrisalite werden von Dreiecksgiebeln bekrönt. Die Putzfassade auf der Parkseite ist durch Spiegel und Lisenen gegliedert. Hinzu kommen Fensterverdachungen. Betont ist die Mittelachse durch ein schlichtes Portal mit Wappentafel.
Die Westseite ist schlichter gestaltet und wird beherrscht von einem Altan und einer Freitreppe mit seitlichen Auffahrten. Beide Dreiecksgiebel tragen keinen Stuck, sondern nur ein ovales Fenster.

Barockschloss in Störmthal bei Leipzig

Barockschloss in Störmthal bei Leipzig

Das Schloss in Störmthal wartet mit einer zurückhaltenderen, aber nicht minder repräsentativen Gestaltung auf. Das neunachsige, zweigeschossige Gebäude hat einen für die Zeit des Barock typischen, leicht hervortretenden, dreigeschossigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel. Davor verläuft eine zweiläufige Freitreppe. Die Fenster des Risalits sind durch Ohrenfaschenrahmungen betont, das Giebeldreieck zieren Stuckelemente. Die ursprüngliche Fassadengestaltung des 1693 errichteten Schlosses ging nach 1945 verloren und wurde in der heutigen Form in den letzten Jahren wiederhergestellt.

Barockschloss in Markkleeberg

Barockschloss in Markkleeberg

Gleich zwei bemerkenswerte Schlösser befinden sich in Markkleeberg. Das Schloss Markkleeberg, dessen Ursprung eine Wasserburg ist, weißt einen für die Barockzeit typischen dreiflügeligen Grundriss auf. Die kurzen Seitenflügel rahmen die Freitreppe vor dem Hauptportal ein. Die Fassade des in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbauten Schlosses in Markkleeberg ist zurückhaltend gestaltet. Die Gebäudeecken sind durch eine Putzquaderung betont.

Barockschloss in Zöbigker am Cospudener See

Barockschloss in Zöbigker am Cospudener See

Das Schloss im Markkleeberger Ortsteil Zöbigker wird David Schatz zugeschrieben. Der zweigeschossige Bau auf hohem Sockelgeschoss stammt im Wesentlichen aus dem Jahr 1714. Das Schloss erfuhr mehrere Umbauten, so um 1830 unter Beteiligung von Alfred Geutebrück, 1898 wurde das Treppenhaus angebaut und die heutige Fassadengliederung ausgeführt und 1929 wurde das Mezzaningeschoss durch ein Mansardgeschoss ersetzt. Letzterer Umbau wird Paul Schultze-Naumburg zugeschrieben. Das barock anmutende Schloss in Zöbigker ist in seiner heutigen Erscheinungsform kein reiner Barockbau mehr, sondern entstammt im Wesentlichen den neobarocken Umbauten gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Nach 1990 wurde das Schloss intensiv zu Wohnzwecken ausgebaut, wobei die Dachlandschaft durch Gauben und Dacheinschnitte verändert wurde.

Barockschloss Wiederau bei Leipzig

Barockschloss Wiederau bei Leipzig

Südwestlich von Leipzig stehen drei weitere barocke Schlossbauten. Schloss Wiederau geht ebenfalls auf eine Wasserburg zurück. Der zweigeschossige Baukörper auf hohem Sockelgeschoss und Mezzaningeschoss ist dreiflügelig ausgeführt. Die Fassade ist auf der Hofseite achtachsig, die äußeren Achsen springen als kurze Seitenflügel hervor. Der flache Mittelrisalit wird bekrönt von einem Uhrengiebel. Die Seitenfassaden sind sechsachsig. Seiten- und Gartenfassade haben jeweils einen flachen Mittelrisalit. Das Erdgeschoss weißt eine Putznutung auf, während die Obergeschosse zurückhaltend gegliedert sind durch Putzfelder. Zum Hauptportal führt eine Freitreppe. Das Schloss in Wiederau wurde um 1705 durch Johann Gregor Fuchs erbaut.

Barockes Herrenhaus in Auligk bei Leipzig (Rittergut Untern Teils, Oberhof)

Barockes Herrenhaus in Auligk bei Leipzig (Rittergut Untern Teils, Oberhof)

Nur wenige Kilometer weiter befindet sich der Oberhof des Rittergutes Untern Teils in Auligk. Der schlichte Barockbau aus dem 18. Jahrhundert weist als gliederndes Fassadenelement nur einen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel und Betonung der Ecken auf. An dem Herrenhaus wurde die Fensteranordnung nach 1945 verändert und es muss vermutet werden, dass auch die Fassade nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form erhalten ist.

Barockschloss Audigast bei Leipzig

Barockschloss Audigast bei Leipzig

Unweit von Auligk liegt Audigast. Das 1753 erbaute Schloss geht auf eine Wasserburg zurück. Aus dem neunachsigen, zweigeschossigen Bau springt ein dreiachsiger und dreigeschossiger Mittelrisalit hervor. Allein der Überhöhung des Risalits ist es zu verdanken, dass der Barockbau trotz schlichter Fassadengestaltung deutlich repräsentativer wirkt, als das Herrenhaus in Auligk.

Ein weiteres Kleinod barocker Schlossbaukunst im Landkreis Leipzig ist das Schloss in Ammelshain bei Brandis. Der Gutshof ist als regelmäßige, offene Rechteckanlage mit großem Torhaus, Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden und Gutspark ausgeführt. Das 1723 erbaute Herrenhaus steht auf einem rechteckigem Grundriss, gegenüber dem ebenfalls markanten Torhaus.

Barockschloss Ammelshain bei Brandis

Barockschloss Ammelshain bei Brandis

Das Schloss in Ammelshain ist ein zweigeschossiger Putzbau auf hohem Kellergeschoss. Aus der elfachsigen Fassade tritt ein dreiachsiger Mittelrisalit hervor, bekrönt durch einen Dreiecksgiebel. Die Parkseite ist zusätzlich durch einen Altan betont.
Die hofseitige Fassade ist streng und schlicht ausgeführt, Blickfang ist das barocke Portal. An die parkseitige Fassade wurde im 19. Jahrhundert eine Veranda angebaut, die zurückhaltende neobarocke Stuckelemente aufweist. Besonders beeindruckend am Gutshof Ammelshain ist das geschlossene Gesamtbild aus Schloss, Torhaus und Wirtschaftsgebäuden.

Barockes Jagdhaus in Kössern bei Grimma

Barockes Jagdhaus in Kössern bei Grimma

Hingewiesen sei auch auf das Jagdhaus in Kössern. Der um 1718 errichtete Bau stammt von dem Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann, dem Schöpfer des Dresdener Zwingers. Pöppelmanns Handschrift ist an der Fassadengestaltung des Jagdhauses deutlich erkennbar. Entgegen den ansonsten eher zurückhaltenden Fassadengestaltungen barocker Schlösser und Herrenhäuser im Landkreis Leipzig, arbeitet Pöppelmann am Jagdhaus in Kössern mit einer fein gegliederten Fassade und illusionistischer Architekturmalerei. Der Wechsel von glatten Putzflächen und Putzquaderung, aufwendig gestaltete Fensterrahmungen und die Betonung der Mittelachse geben dem Jagdhaus in Kössern das Aussehen einer kleinen ländlichen Residenz.

Barockschloss in Nischwitz bei Wurzen

Barockschloss in Nischwitz bei Wurzen

Ein weiteres herausragendes Beispiel für ein Barockschloss ist das in Nischwitz, 1745-1750 durch Johann Christian Knöffel für den Reichsgrafen Heinrich von Brühl erbaut. Die dreiseitige Anlage mit Ehrenhof, Corps de Logis und seitlichen Bogengängen als Verbindung zu Orangerie und Kavaliershaus trägt den Charakter einer Residenz. Der zweigeschossige Putzbau auf hohem Kellergeschoss ist elfachsig, die Seitenflügel dreiachsig. Auf der Hofseite springt ein fünfachsiger Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel leicht hervor. Die Fassadengestaltung ist hier zurückhaltend. Eine zweiläufige, geschwungene Treppe führt zum Portal. Der Mittelrisalit auf der Parkseite ist nur dreiachsig, dafür wurden hier große Saalfenster eingebaut. Der Dreiecksgiebel trägt Wappen und figürlichen Schmuck. Die Fensterrahmungen weisen spätbarocke Formen auf.

Barockschloss in Machern bei Leipzig

Barockschloss in Machern bei Leipzig

Ein Schlossbau, an dem seine Geschichte immer noch ablesbar ist, ist das Schloss in Machern. Die im 16. Jahrhundert erbaute Wasserburg wurde zunächst zu einem zweiflügeligen Renaissanceschloss umgebaut, bevor sie 1711 bis 1733 durch die Herren von Lindenau zu einer dreiflügeligen Barockanlage ausgebaut wurde. Das zweigeschossige Schloss hat einen Altan mit geschweifter Haube auf der Südseite und einen Treppenturm aus der Zeit der Renaissance. Die Putzfassade ist schlicht gehalten, zum Hauptportal führt eine geschwungene Freitreppe.

Barockes Torhaus des Schlosses Brandis

Barockes Torhaus des Schlosses Brandis

Ein weiterer Schlossbau, der David Schatz zugeschrieben wird, ist das Schloss in Brandis. 1696-1740 wurde der dreigeschossige Baukörper auf rechteckigem Grundriss errichtet. Der Bau ist elfachsig und hat einen dreiachsigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel. Die Barockfassade mit Betonung des Mittelrisalits ist durch Fensterverdachungen und das Portal gegliedert.

Einer Erwähnung wert sind weiterhin die Schlösser und Herrenhäuser in:

  • Heyda (1576, 1698, 1806, Umbau 1896-1897)
  • Otterwisch (1728-1730),
  • Röcknitz (1696),
  • Steinbach (1715, 1891-1901 umgebaut),
  • Voigtshain (1772-1775),

Diese kleine Auswahl und Beschreibung soll verdeutlichen, welche Bedeutung die barocke Baukunst für den ländlichen Raum um Leipzig hat. Die Formenvielfalt der barocken Schlösser und Herrenhäuser im Landkreis Leipzig lädt, entdeckt zu werden.

Bildergalerie barocke Schlösser und Herrenhäuser im Landkreis Leipzig

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Autor: Mirko Seidel am 12. Mrz 2014 18:31, Rubrik: Artikel, Artikel & Berichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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