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Martin-Andersen-Nexö-Heim Bräunsdorf (ehem. Sächsische Landeserziehungsanstalt, bei Chemnitz)

Bräunsdorf, ehem. Martin-Andersen-Nexö-Heim (Sächsische Landeserziehungsanstalt)

Bräunsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Oberschöna in der Mitte des Landkreises Mittelsachsen. Bräunsdorf liegt im Erzgebirge, nordöstlich von Chemnitz (ca. 38 km) zwischen Hainichen (ca. 10 km) und Freiberg (ca. 11 km).

Martin-Andersen-Nexö-Heim Bräunsdorf (ehem. Sächsische Landeserziehungsanstalt)

Bauzeit
19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert,
1841 bis 1842, 1914 bis 1915 (Veränderung Dachaufbauten)
Baustil
Klassizismus, Jugendstil
Bauherr
Baumeister/Architekt
Zustand
Das Martin-Andersen-Nexö-Heim in Bräunsdorf ist in einem schadhaften Zustand.
Heutige Nutzung
Leerstand
Zugang
Das Gelände des Martin-Andersen-Nexö-Heims in Bräunsdorf ist teilweise zugänglich, das Heim kann nicht besichtigt werden.

Beschreibung

Typus/Grundriss
langrechteckiger Baukörper mit turmartigen Eckbauten, parallel dazu Nebengebäude
Baukörper
Haupthaus: viergeschossig,
Nebengebäude: zweigeschossig
Fassade
Putzfassade, Fensterrahmungen und -verdachungen
Dachform
Satteldach, Turmbauten mit Walmdach und offenem Aufbau

Weitere Informationen

Umfeld

Das Martin-Andersen-Nexö-Heim in Bräunsdorf steht neben dem Rittergut.

Personen & Geschichte

Touristische Wege

Durch Bräunsdorf führen keine überregionalen Rad- und Wanderwege.

Sehenswertes in Bräunsdorf

Bet- und Schulhaus, Rittergut, Friedhofskapelle

Sonstige Informationen

Martin-Andersen-Nexö-Heim in Bräunsdorf, Gemeinde Oberschöna,
Landkreis Mittelsachsen, Postleitzahl 09600

Bildergalerie Martin-Andersen-Nexö-Heim Bräunsdorf

Quelle:
Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, Deutscher Kunstverlag München Berlin, 1998,

Stichworte:
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Autor: Mirko Seidel am 4. Jun 2017 08:28, Rubrik: Artikel, Artikel & Berichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


2 Reaktionen zu “Martin-Andersen-Nexö-Heim Bräunsdorf (ehem. Sächsische Landeserziehungsanstalt, bei Chemnitz)”

  1. M Schöneich schreibt

    Im Spätherbst wurde ich im Kinderheim, was auch gleichzeitig ein Jugendwerkhof war, eingeliefert. Zu dieser Zeit war ich 13 Jahre alt. Ich war im Haus 3. Im Frühjahr wurde der Bereich Kinderheim aufgelöst und ich kam nach Zwickau in das Schloss oberhalb der Mulde. Kurz vor Ostern bin ich mit noch ein Jungen ausgerissen und durchs ganze Erzgebirge bis Hermsdorf, Rehefeld und Kurort Kipsdorf von dort mit der Kleinbahn nach Dresden. Weiter ging es durch die Lausitz bis nach Zittau, wo wir aufgegriffen wurden. Wir kamen in ein Heim. Mein Freund Gerhard wurde abgeholt, wohin das weiß ich nicht, und ich wurde nach Dresden am Heller in ein Heim gesteckt. Nach 3-4 Wochen sollte ich nach Bräunsdorf gebracht werden, aber als ich das hörte, nahm ich wieder die Flucht und wollte in Berlin wieder ins Kinderheim, wo ich als 11jähriger war. Aber nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen nach Westdeutschland zu gehen, wurde aber in Marienborn erwischt und bei den Grenzgängern eingespert. Die Wände waren mit vielerlei Sprüchen beschrieben und ich konnte zu dieser Zeit kaum lesen und habe solange buchstabiert bis ich es begriffen habe, was das stand. Den Spruch werde ich nie vergessen, denn es stand geschrieben:
    ICH BIN ALS DEUTSCHER VON DEUTSCHEN GEFANGEN, WEIL ICH VON DEUTSCHLD NACH DEUTSCHLAND GEGANGEN.

    Ja von dort kam ich erst nach Leipzig und nach einigen Tagen nach Kötteritzsch ins Schloss, dort war ein Kinderheim untergebracht. Auch dort verblieb ich einige Wochen, bis sie feststellten, wo ich hingehöre – das war Bräunsdorf. Da ich jetzt nicht mehr Schulpflichtig war wurde ich als Jugendlicher behandelt und das war ja in Bräunsdof der Jugendwerkhof. Die erste Behandlung war natürlich eine Entlausung, wo zu man die Haare abgeschnitten bekam. Anschließend kam ich in eine geschlossenen Gruppe, ich glaube, dass es so üblich war, dass Neuankömmlinge erst dort hinkamen.

    Nun muss ich dazusagen, dass ich schon im Alter von 3 Monaten in einem Säuglings- und Kinderheim war und das bis 18 Jahre. Ja meine ganzen Heimgeschichten möchte ich nicht jetzt schreiben, aber Bräunsdorf, das war für mich ein schlechtes Erlebnis, nicht allein die Aufseher, auch die anwesenden älteren Knaben, die sich uns Kleinen zunutze machten. Das Erziehungspersonal bestand aus kriesgverlegtzten Männern und hatte kaum eine Gewalt über uns. Leiden mussten immer die Kleinsten und wurden sogar von dem Personal aufgefordert, was sie dann Selbsterziehung nannten. Wir hatten einen ganz brutalen, den Namen vergesse ich auch nie, der hatte nur noch einen Armstummel, aber Kraft wie ein Bär. Oft schnappte er uns, nahm den Kopf unter seinen Armstummel und schlug solange unseren Kopf gegen die Wand, bis das Blut spritzte, auch mit Schlüsselbund, der uns gerne an den Kopf flog, so das man blutete. Weiterhin war ich schon als Kleinkind Bettnässer, wurde außerdem ganz anders behandelt. Aber nicht zu meinem besten, nein es gab prügel und Einzelhaft, Trinken wurde mir enzogen, nasses Gummituch wurde mir umgehangen, so das ich mich vor allen in der Gruppe schämen musste. Im Bett hatten wir Bettnässer Strohsäcke und es waren noch andere Kinder, denen es so erging. Die Strohsäcke wurden erst gewechselt wenn sie auseinander fielen. Über den Kopf mussten die bis ins Rittergut getragen werden und dort nur mit Kornstroh gestopft werden, da ja Haferstroh für die Pferde gebraucht wurde. Es gab auch einen Nachtwächter, der hatte die Aufsicht und sollte uns alle 2 Stunden wecken zum Pinkeln gehen, was aber nicht geschah. Ich glaubte immer, das die nur da waren um eine Bleibe und Essen zu haben, denn eine Interesse war da nichts zu sehen, die waren froh, wenn wir sie in Ruhe ließen.

    Ich bin jetzt 87 Jahre und heut noch im Heimkinder-Forum. Das ich das alles nicht vergesse, auch muss ich manches Mal nachdenken wie es war und auch kenne ich noch sehr viele Namen.
    Ja ich träume sogar die letzte Zeit davon, seitdem ich den Krieg in der Ukraine sehe, denn auch ich habe die Flucht mit 70 Heim-Kinder erlebt.

    Eine Schule hab ich nur zeitweise besucht und das Schreiben nur durch das Heimkinder-Forum gelernt, wo für ich dankbar bin.
    Mit bestem Gruß
    M. Schöneich

  2. Mirko Seidel schreibt

    Sehr geehrter Herr Schöneich,

    vielen Dank, dass Sie uns an Ihren bewegenden und erschütternden Erlebnissen teilhaben lassen. Es ist wichtig, dass Ihre und die Erlebnisse der anderen Heinkinder nicht in Vergessenheit geraten.
    Viele Grüße und viel Gesundheit
    Mirko Seidel

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