Hessen

Burgen, Schlösser und Herrenhäuser zwischen Marburg, Alsfeld und Gießen

Im März 2011 weilte ich auf einer Tagung in Marburg. Die Zeit nutzte ich, um die Umgebung zwischen Marburg, Alsfeld und Gießen zu erkunden und Burgen, Schlösser und Herrenhäuser zu besuchen.

Landgrafenschloss Marburg

Landgrafenschloss Marburg

Landgrafenschloss Marburg

Die Universitätsstadt Marburg ist die Kreisstadt des Landkreises Marburg-Biedenkopf in Mittelhessen. Sie liegt an der Lahn und hat ca. 72.000 Einwohner. Marburg besitzt mit der Philipps-Universität die älteste noch existierende protestantisch gegründete Universität der Welt, die auch heute noch durch ihre Bauwerke und Studierenden das Stadtbild prägt.

Den Namen Marburg verdankt die Stadt dem Umstand, dass hier früher die Grenze (Mark) zwischen den Territorien der Landgrafen von Thüringen und der Erzbischöfe von Mainz verlief. Die Landgrafen von Thüringen errichteten hoch über der Stadt ihre Grenzburg, das heutige Landgrafenschloss.

Landgrafenschloss Marburg, Renaissancebau

Landgrafenschloss Marburg, Renaissancebau

Das Landgrafenschloss steht weithin sichtbar westlich über der Stadt und dem Lahntal. Die steile Hanglage begünstigte den Bau einer mittelalterlichen Burg, die in der Folgezeit und bis in die Gegenwart zahlreiche bauliche Veränderungen erfuhr.
Das Schloss in Marburg war die erste Residenz der Landgrafschaft Hessen. Die ältesten Bauteile stammen aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Das heutige Schloss stammt vor allem aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Großen Saal beziehungsweise Fürstensaal, der zu den größten und qualitätvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur.

Landgrafenschloss Marburg, Renaissanceportal

Landgrafenschloss Marburg, Renaissanceportal

Heute wird das Schloss in Teilen vom Marburger Universitätsmuseum für Kulturgeschichte genutzt, das eine große Sammlung von Exponaten zur Geschichte der Region seit der Steinzeit beherbergt. Außerdem finden hier auch Theateraufführungen, Konzerte sowie weitere kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel mittelalterliche Märkte usw. statt.

Frauenburg – Frau Sophies Burg

Die Frauenburg bei Marburg

Die Frauenburg bei Marburg

Auf einem Basaltkegel über dem Ebsdorfergrund, südlich von Marburg, steht die Ruine der Frauenburg. Als Bauherrin gilt Sophie von Brabant. Der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Burg kam eine wichtige Rolle bei der Bildung der Landgrafschaft Hessen zu.

Ruine der Frauenburg bei Marburg

Ruine der Frauenburg bei Marburg

Sophie von Brabant gilt als Stammmutter des hessischen Fürstenhauses und war die Tochter der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Strategisch war die Burg gegen die in Sichtweite liegende, und zum Erzbistum Mainz gehörende Burg in Amöneburg gerichtet. Die Frauenburg sicherte und überwachte die „Langen Hessen“ – eine wichtige Verbindungsstraße von Nordhessen in das Rhein-Main-Gebiet.

Die Frauenburg wurde zwischen 1470 und 1489 teilweise zerstört. Bis 1528 war die Burg noch bewohnt und wurde in der Folgezeit als Steinbruch genutzt.

Burg Staufenberg

Burg Staufenberg, Palas der Oberburg

Burg Staufenberg, Palas der Oberburg

Die Burg Staufenberg wurde im Jahr 1233 erstmals urkundlich als Stouphenberch (Felsenberg) erwähnt.

Damals befand sich die Burg im Besitz der Grafen von Ziegenhain, welche Vögte der Abtei Fulda waren und die Burg im 12. Jahrhundert zum Schutz fuldischen Besitzes in der Gegend erbaut hatten.

Während eines Krieges zwischen der Landgrafschaft Hessen und dem Erzbistum Mainz 1273 , wurde die Burg erstmals zerstört, da der Ziegenhainer Graf Gottfried VI. auf Mainzer Seite stand.

Im Jahr 1450 fiel die Grafschaft Ziegenhain mit dem Tod des letzten Grafen, Johann II., durch Erbschaft an den Landgrafen Ludwig I. von Hessen. Dieser ließ die Burg umbauen und verstärken. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg erneut zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.

Burg Staufenberg, Burgtor

Burg Staufenberg, Burgtor

Sie verfiel allmählich und wurde als Steinbruch genutzt.

Im Jahr 1858 erwarben die in Gießen studierenden Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen-Darmstadt die Unterburg und ließen sie schlossartig wieder aufbauen. Die Planung hierfür wurde von Hugo von Ritgen durchgeführt. In der Oberburg ist ein Teil des Palas erhalten. Die Unterburg wurde zum Hotel ausgebaut.

Schloss Laubach

Schloss Laubach

Schloss Laubach

Das Schloss Laubach in Hessen, besteht aus drei hufeisenförmig ineinander verzahnten Teilbauten. Von den ehemals vier wehrhaften, später mit barocken Hauben versehenen Rundtürmen, existieren noch drei. Das Schloss wird von den Grafen zu Solms-Laubach als Wohnsitz genutzt und bewirtschaftet.

Laubach wurde erstmals 786 im Verzeichnis der Besitzungen des Klosters Hersfeld erwähnt. Von diesem erhielten die Herren von Hagen-Münzenberg die Vogtei Laubach zum Lehen. Eine Burg ist im 13. Jahrhundert in die Ortsbefestigung integriert. Im Jahre 1255 traten infolge der Münzenberger Erbschaft die Herren von Hanau an die Stelle der Münzenberger, gefolgt von den Grafen von Falkenstein. Diese kauften die Burg und begannen im Jahre 1341 mit dem Bau von starken Befestigungsanlagen, deren Vollendung aber erst im Jahre 1559 möglich war. Im Jahre 1418 kam die Burg an die Grafen von Solms.

Schloss Laubach, Schlosshof

Schloss Laubach, Schlosshof

1475 erhielt Graf Kuno von Solms die Erlaubnis von Kaiser Friedrich III., die Burg und die Stadt Laubach weiter zu befestigen. Die ehemals wehrhaften Rundtürme wurden 1533 durch den Baumeister Wolff Werner umgebaut. 1548 zweigte sich eine bis heute bestehende gräfliche und reichsunmittelbare Linie zu Solms-Laubach ab. Die zur Residenz erweiterte Anlage wurde 1559 unter Friedrich Magnus zu Solms-Laubach, der als erster Solmser seinen ständigen Wohnsitz in Laubach genommen hatte, fertiggestellt und im 16. und 18. Jahrhundert zum Schloss erweitert und ausgebaut.

Schloss Romrod

Schloss Romrod

Schloss Romrod

Das Schloss Romrod im Vogelsbergkreis geht auf eine ältere Wasserburg der Herren von Romrod zurück, die wahrscheinlich im 12. Jahrhundert entstand. In späterer Zeit fiel sie an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt, welche die Burg zu einem Jagdschloss umbauen ließen.

Die Niederungsburg wurde im Tal zwischen zwei Bächen errichtet. Unweit verlief eine Altstraße, die später die Kurze Hessen genannt wurde. Der die Burg umgebende Wassergraben wurde um 1830 verfüllt und in einen Park umgewandelt.

Schloss Romrod

Schloss Romrod

Heinrich von Romrod erbaute gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Burg Herzberg und trug sie dem Landgrafen von Hessen zu Lehen an. Die Familie teilte sich in der Folge in zwei Linien, von denen sich die eine nach der neuen Burg von Herzfeld nannte. Die Romroder Linie erlosch um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Mannesstamm, worauf die Erbin die Burg an die Landgrafen Heinrich II. und Otto verkaufte. Die Burg wurde mit Burgmannen besetzt und kam schließlich um 1400 in unmittelbaren hessischen Besitz.

Im Zuge der hessischen Erbteilung nach dem Tode Philipps des Großmütigen gelangte Burg Romrod zunächst an Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Dieser ließ zwischen 1578 und 1587 einen Großteil der Burggebäude wegen Baufälligkeit abtragen. Durch die Neubauten dieser Zeit erhielt die Burg im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen. Nach Ludwigs Tod 1604 fiel die Burg an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Bis 1829 diente sie als Amtssitz. Anschließend wurde das Schloss nochmals, hauptsächlich 1878 bis 1885 umgebaut und diente der großherzoglichen Familie als Sommerresidenz.

Schloss Romrod, Kanzleiturm

Schloss Romrod, Kanzleiturm

In der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Volksstaat Hessen und dem letzten Großherzog von Hessen und bei Rhein, Ernst Ludwig, wurde das Schloss in der ersten Abmachung von 1919 dem ehemaligen Großherzog zugesprochen. In dem zweiten Vertrag von 1930, der aufgrund der Inflation von 1923 geschlossen wurde, fiel das Schloss nur auf Lebenszeit an den ehemaligen Großherzog und damit ein Jahr nach dessen Tod, 1938, an den Volksstaat Hessen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es bis in die 1970er Jahre als Unterkunft für Flüchtlinge verwendet. Anschließend stand es jahrelang leer und drohte zu verfallen, bis es 1997 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erwarb. Heute beherbergt das Schloss die Denkmalakademie und ein Hotel.

Herrensitz Rauischholzhausen

Herrensitz Rauischholzhausen

Herrensitz Rauischholzhausen

Schloss Rauischholzhausen, ursprünglich auch Neu Potsdam genannt, ist ein Herrensitz. Das Schloss wird von der Justus-Liebig-Universität Gießen verwaltet, die es als Tagungsstätte nutzt. Um das Schloss herum liegt der 32 Hektar große Schlosspark Rauischholzhausen, ein Englischer Landschaftsgarten, der zeitgleich mit dem Schlossbau in den Jahren 1871 bis 1876 entstand.

Schloss Rauischholzhausen

Schloss Rauischholzhausen

1873 wurde von dem später geadelten Industriellen und Legationssekretär Ferdinand Eduard Stumm (1843–1925) das Gelände mit Wiesen- und Waldgebieten aufgekauft. Dieser war als Teilhaber der Gebrüder Stumm zu großem Wohlstand gekommen und ließ im Wettbewerb mit seinen Brüdern, die gleichfalls prächtige Schlösser erbauen ließen, die Parkanlage und das Schloss anlegen. Das Schloss erhielt den Namen „Neu Potsdam“. Mit der Planung des Schlosses war der Architekt Carl Schäfer beauftragt. Der Park wurde von Heinrich Siesmayer, dem Schöpfer des Frankfurter Palmengartens, gestaltet.
Das Herrenhaus Rauischholzhausen besticht durch seine pittoresk anmutenden Bauformen mit Türmen, Erkern und Giebeln. Die Mischung aus Bruchsteinmauerwerk und Sichtfachwerk verleihen ihm den Charakter eines englischen Landhauses.

Wartturm und Kirche in Wittelsberg

Wartturm Wittelsberg

Wartturm Wittelsberg

Wittelsberg liegt ca. 8 km südöstlich von Marburg. Unter der historischen Namensform Widdelesbere wurde der Ort um 1130 erstmals erwähnt. Die als Ruine erhalten gebliebene Wittelsberger Warte von 1431, ein Rundturm mit Wall und Graben unmittelbar neben der Pfarrkirche, diente den hessischen Landgrafen dazu, die durch den Ort führenden Fernstraße Lange Hessen zu überwachen.

Kirche in Wittelsberg

Kirche in Wittelsberg

Landgraf Ludwig I. ließ die Warte als äußerstes Grenzwerk seines Territoriums erbauen, als Vorposten für die Frauenburg. Von hier aus verteidigte er sich gegen das katholische Kurmainz. Der Wartturm mit seinem hochgelegenem Eingang weist schlitzförmige, senkrechte Schießscharten für die Verwendung von Armbrüsten auf. Von der erhöhten Lage auf dem Kirchberg aus reicht der Blick heute weit über das Land. Die Ev. Pfarrkirche wurde 1844 auf dem Kirchberg unmittelbar neben der mittelalterlichen Landwarte errichtet. In Verbindung mit dem mittelalterlichen Wartturm bietet sie nach Norden und Osten das Bild einer aus der Ebene aufsteigenden Ritterburg. Ein Laubengang aus Hainbuchen führt oberhalb des Dorfes den Hügel hinauf zur Kirche.

Burg Amöneburg

Ruine der Amöneburg

Ruine der Amöneburg

Die Amöneburg liegt markant in der Landschaft auf dem gleichnamigen Berg. Schon zur Zeit der Merowinger bestand auf dem Berg eine Festung. Als Bonifatius 721 mit der Missionierung der heidnisch-christlichen Bevölkerung in und um die Amöneburg begann, nutzte er die fränkische Festung Amöneburg als Domizil. Sichtbarer Ausdruck seiner Missionsarbeit war die Errichtung eines kleinen Klosters und einer Kirche innerhalb der Burganlage. Die Kirche war, wie viele frühe Taufkirchen, dem Erzengel Michael geweiht.

Während der karolingischen Epoche entstand eine ausgedehnte Höhenburg auf dem Berg. Die Lage wurde durch die Nähe zu wichtigen Fernstraßen begünstigt. Ab dem 9. Jahrhundert verlor die Burg an Bedeutung.

Im Jahr 1145 wurde durch das Erzbistum Mainz und seinen neu ernannten Burggrafen Poppo von Reichenbach und Hollende auf der Bergspitze eine neue Burg erbaut. Bereits 1165 wurde diese durch Landgraf Ludwig von Thüringen im Auftrag von Kaiser Friedrich I. zerstört, jedoch erfolgte umgehend der Wiederaufbau.

Über eine Verpfändung an Kuno von Münzenberg wird 1183 berichtet. 1222 war die Burg wieder mit Mainzer Burgmannen besetzt, und ab 1273 war die Amöneburg Sitz des Mainzer Landvogts und damit Verwaltungsmittelpunkt der oberhessischen Besitzungen des Erzbistum.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Amöneburg mehrfach besetzt. 1621 eroberte General Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel die Burg. Am 6. November 1640 wurde die Burg von kaiserlichen Truppen zurückerobert. Am 19. Juni 1646 kam es zu einer erneuten Eroberung und anschließenden Zerstörung der Burg durch hessische und schwedische Truppen unter General Carl Gustav Wrangel. Zwischen 1650 und 1675 wurde die Burg teilweise erneuert.

Burgmauer der Amöneburg

Burgmauer der Amöneburg

Im Siebenjährigen Krieg 1762 wurde sie ein weiteres Mal zerstört. 1797 wurde der Burgberg von französischen Truppen während des ersten Koalitionskrieges besetzt. 1839 wurden die Gebäude der Burg wegen Baufälligkeit endgültig niedergerissen. Heute sind nur noch die Reste von Wohnbauten und Teile der Ringmauer mit Flankentürmen zu sehen.

Von der Burg sind noch Bauteile erhalten. So Reste des Bergfrieds, mehrere Keller, Außenwände von Gebäuden und der weitläufige Zwinger mit den Außentürmen. Die Türme des Zwingers weisen Schießscharten für Feuerwaffen auf. Ursprünglich verfügte die Burg über eine Dreiflügelanlage aus Langbau, Stallbau und Küchenbau, die von einer Ringmauer umgeben war. Die Burg stand in Verbindung mit der Stadtbefestigung der Stadt Amöneburg und wurde aus regional anstehendem Basalt erbaut. Fenster- und Türrahmen sind in Sandstein ausgeführt.

Stichworte:
, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Autor: Mirko Seidel am 28. Jun 2015 07:38, Rubrik: Hessen, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


2 Reaktionen zu “Burgen, Schlösser und Herrenhäuser zwischen Marburg, Alsfeld und Gießen”

  1. Martin Kewald-Stapf schreibt

    Schöne Beschreibung unser mittelhessischen Reiseziele .

  2. Mirko Seidel schreibt

    Vielen Dank!

Einen Kommentar schreiben

©2024 – architektur-blicklicht – Mirko Seidel, Sigismundstraße 3, 04317 Leipzig – Telefon: 0341 46 86 68 73
Touren, Tipps & Wanderungen per Rad, Auto und zu Fuß zu Burgen, Schlössern, Herrenhäusern, Kirchen, Industriebauten, Stadtansichten
in Leipzig, Sachsen & Mitteldeutschland
webdesign: agentur einfachpersönlich