Geschichte & Geschichten

500 Jahre Reformation – ohne Leipzig (vielleicht) keine Reformation

Die Leipziger Disputation 1519

Die Leipziger Disputation 1519

Am 24. Juni 1519, passierten zwei Wagen das Grimmaische Tor an der östlichen Stadtmauer von Leipzig. Nichts Ungewöhnliches in einer Handelsstadt, die fast 20 Jahre zuvor zur Reichsmessestadt aufgestiegen war. Ungewöhnlich jedoch war, dass diese Wagen von etwa 200 mit Äxten und Spießen bewaffneten Studenten begleitet wurden. Der eigentümliche Zug war aus Wittenberg gekommen. Angetreten zur Kirchenschlacht – so wurde die Leipziger Disputation auch genannt.

Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, Landesvater des albertinischen Teils Sachsens – ein erklärter Gegner Luthers und seiner Lehre – hatte Dr. Martin Luther, Dr. Philipp Melanchthon und Dr. Andreas Bodenstein von Karlstadt zwar freies Geleit zugesichert – aber man wusste ja nicht, ob der Herzog sein Wort hält, also sorgte man selbst für die eigene Sicherheit.

Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Martin Luther kam 1519 nicht zum ersten Mal nach Leipzig. Bereits vier Mal war zuvor in Leipzig, zum ersten Mal 1512, als unbekannter Mönch hatte er die 75 km von Wittenberg zwei Mal zu Fuß zurückgelegt, um sich das Stipendium für seine Doktorarbeit aushändigen zu lassen. Fünfzig Gulden hatte er bekommen, immerhin entsprach das dem Jahreseinkommen eines Handwerkermeisters dieser Zeit.

Luther hätte sich für diese Summe auch 50 Ablassbriefe kaufen und so seine Seele aus dem Fegefeuer freikaufen können. Aber gerade der schwunghafte Ablasshandel war es, der Luther sauer aufstieß und ihn veranlasste, Kritik an Papst und Kirche zu üben.

Luther erschien die Praxis des Ablasshandels reichlich unchristlich zu sein, doch dem Papst füllte sie die Kassen und der neue Petersdom in Rom verschlang viel Geld. Bischöfe und Landesherren verdienten auch nicht schlecht mit, und so schienen Fragen nach Moral und Ethik unangebracht zu sein. Nicht so bei Martin Luther.

Ohne Leipzig hätte es vielleicht keine Reformation gegeben, zumindest wäre sie ohne die Stadt und einige ihrer Bewohner vermutlich anders verlaufen.

Alles begann mit einem Mönch im Leipziger Dominikanerkloster, führte über das Streitgespräch in der Leipziger Pleißenburg, bei dem es zum endgültigen Bruch mit Papst und Kirche kam, gipfelte im Druck der Disputation und der 95 Thesen. Und alles endet schließlich in Leipzig – für Sachsen – wenn auch spät, mit Luthers Sieg und der Einführung der Reformation.

Als die Wagen das Grimmaische Tor passierten, im ersten Wagen saß Karlstadt, ihm folgten Luther, Melanchthon und Herzog Barnim von Pommern, Rektor der Universität Wittenberg, brach an Karlstadts Wagen ein Rad. Der Gelehrte landete im Straßendreck von Leipzig. Ein böses Omen. Die Leute sprachen: Luther werde obliegen, Karlstadt aber unterliegen.

Paulinerkirche und ehem. Dominikanerkloster vor 1830

Paulinerkirche und ehem. Dominikanerkloster vor 1830

Neben dem Grimmaischen Tor stand das Dominikanerkloster zu Leipzig. 1489 trat ein Mönch dem Kloster bei – Johannes Tetzel. Im Kloster traf man ihn allerdings nur selten an. Die meiste Zeit war Tetzel auf Geschäftsreise. Und Tetzel war ein tüchtiger Geschäftsreisender im Namen des Herren oder besser des Papstes: Mit Werbeslogans wie: Sobald das Geld im Kasten klingt die Seele in den Himmel springt, zog Tetzel durch deutsche Lande und so 1517 auch durch das Bistum Magdeburg, zu dem Leipzig gehörte. Luther rieb sich an dem ungebremsten Ablasshandel und am Tun Tetzels. Noch im gleichen Jahr veranlassten ihn sein Unmut und seine Glaube an Gott dazu, 95 Thesen zu verfassen und diese an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anzuschlagen. Die Thesen waren in Latein geschrieben, kaum jemand konnte sie lesen. Kaum jemand nahm Notiz davon, der Erzbischof von Magdeburg, dem Luther die Thesen vorab zugeschickt hatte, leitete sie weiter nach Rom.

Ein unbedeutender deutscher Mönch, der sich aufregt – was soll da schon passieren. Eine eklatante Fehleinschätzung.

Die Welt war am 31. Oktober 1517 noch weit davon entfernt, aus den Angeln gehoben zu werden. Der Tag des Thesenanschlags war aber wohl gewählt. Ein Tag vor Allerheiligen, dem Fest der Heiligenverehrung in der katholischen Kirche. Jener Heiligenverehrung, die Luther anprangerte, neben dem Ablasshandel.

Was Luther jedoch fehlte, war Öffentlichkeitsarbeit. Öffentlichkeit bekam er, nicht zuletzt in Leipzig im Jahr 1519 in der Disputation.

Dem Dominikanerkloster ging eine Burg voraus, erbaut um 1217 durch Markgraf Dietrich von Meißen, genannt der Bedrängte. Leipzig wollte freie Reichsstadt werden, das wollte der Markgraf nicht, sah er doch seine reichlich sprudelnden Einnahmen aus der Handelsstadt dahinschwinden. Er bezwang die Bürger, riss ihre Stadtmauer nieder und umgab die Stadt mit drei Zwingburgen. Glücklich wurde er damit nicht, 1221 starb der Markgraf, vergiftet durch seien Leibarzt. Die unzufriedene Leipziger Bürgerschaft soll den Arzt angestiftet haben.

Geld, Macht und Einfluss spielten an diesem Ort in der Stadt Leipzig schon immer eine Rolle.

Die Burg wird den Dominikanermönchen übergeben, die hier ein Kloster errichten. 1489 wird Johannes Tetzel Mönch im Kloster. Tetzel war feuriger Verfechter des Ablasshandels. Ob er wusste, was mit dem Geld geschah? Papst Leo X. und Erzbischof Albrecht von Magdeburg teilten sich die Einnahmen, der eine verwendete das Geld für den Bau des neuen Petersdoms, der andere für die Aufstockung seiner umfangreichen Reliquiensammlung.

Johannes Tetzel

Johannes Tetzel

Geboren wurde Tetzel in Pirna, 1482/83 findet sich sein Name im Matrikel der Leipziger Universität. Der Ablassbrief, der vor dem 14. Jahrhundert nur wirklich reuigen Sündern gewährt wurde, wurde zur Ware. Reue war nicht nötig, es reichte, den notwendigen Betrag zu entrichten und sich somit schriftlich durch des Papstes Gnade bestätigen zu lassen, das die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen sei – um wie viel Zeit hing von der Höhe des eingezahlten Betrages ab. Man konnte auch Ablassbrief post mortem erlangen, für verstorbene Verwandte und deren Zeit im Fegfeuer damit verkürzen – welche wohlgefällige Tat.

Noch grotesker waren die Butterbriefe, der Albrechtsche Ablass. Für wenige Groschen konnte man sich die Berechtigung erkaufen, währende der Fastenzeit Butter und Käse essen zu dürfen. Und das alles für den guten Zweck – die weltgrößte Kirche in Rom.

In Sachsen hatte Herzog Georg die Verkündigung des Albrechtschen Ablasses verboten. Doch dem schlaufüchsigen Tetzel gelang es, zahlreiche sächsische Landeskinder über die Landesgrenze ins brandenburgische Jüterbog zu locken, wo der Ablasshandel blühte.

Hier am heutigen Augustusplatz, wo sich heute die Neubauten der Universität erheben, begann das Vorspiel der Reformation. Und hier endete auch der reformatorische Weg Luthers, zumindest in Leipzig und Sachsen. 1545 weilte Luther zum letzten Mal in Leipzig. Das Dominikanerkloster war aufgelöst, die Gebäude der Universität übergeben. Luther predigt hier ein halbes Jahr vor seinem Tod und macht die Klosterkirche zur Universitätskirche. Mit seiner Predigt wurde sie zur Kirche der Universität, die ihn einst in Leipzig nicht haben wollte.

Die Pleißenburg um 1780

Die Pleißenburg um 1780

Dort, wo einst die stark befestigte Burg der Markgrafen von Meißen und das spätere herzogliche Schloss standen, die Pleißenburg, erhebt sich heute das nicht minder wehrhaft anmutende Neue Rathaus von Leipzig. Die Leipziger Disputation fand vom 27. Juni bis zum 16. Juli 1519 in der Hofstube, dem Saal des herzoglichen Schlosses, statt.

Hier lieferten sich Dr. Johannes Mayer aus Eck, Vizekanzler der Universität Ingolstadt, und Dr. Martin Luther, Professor an der Universität Wittenberg, ein Streitgespräch. Luther hatte Kritik geübt – an Papst und Kirche. Das galt es zu klären.

Die Initiative zum Disput ging nicht von Luther aus, sondern von Eck. Was sich in der Pleißenburg abspielte, muss ein wahres Schauspiel gewesen sein. Zunächst verfingen sich Dr. Eck und Dr. Karlstadt in theologisch-theoretischen Feinheiten. Bis es Luther zu bunt wurde und er selbst in den Ring stieg, um selbst für seine Sache einzustehen. Das war am 4. Juli 1519. Luther war nicht allein, hinter ihm stand Philipp Melanchthon, mit 1,50 m ein Zwerg, doch ein Riese im Geist.

Einen wahren Sieger konnte man in Leipzig nicht ausmachen, wenn gleich sich jede Seite als Sieger sah und Luthers Anhängerschaft spürbar an Zuwachs gewann. Vielleicht waren die deutsche Gründlichkeit und der Hang, alles aufzuschreiben, hier ein Fehler. Denn Luthers Quartiervater Melchior Lotter druckte die 95 Thesen und verbreitetet sie – deutschlandweit. Der gerade erst erfundene Buchdruck wurde zur Waffe. Und so nahm die Reformation an Fahrt auf. Es war unter Androhung der Todesstrafe im albertinischen Sachsen verboten, Luthers Schriften zu drucken und zu verbreiten. Einige Leipziger Verleger bezahlten ihren Mut mit dem Leben.

Auch die Zahl Luthers Feinde stieg sprunghaft an. Johannes Tetzel allerdings gehörte nicht mehr dazu. Nur wenige Tage, nachdem die Delegationen Leipzig verlassen hatten, brach die Pest aus, 2.300 Leipziger erlagen ihr, darunter auch Johannes Tetzel.

Eck hatte als Austragungsort Rom, Paris oder Köln vorgeschlagen. Luther wollte sie in Leipzig, Erfurt, Halle oder Magdeburg. Herzog Georg wählte Leipzig. Und das wohl nicht ohne Hintergedanken. Die Leipziger Universität stand fest an der Seite von Papst, Kaiser und Herzog, ebenso Stadtrat und Handelsherren. Herzog Georg wählte die Universität als Austragungsort. Doch die theologische Fakultät lehnte ab. Herzog Georg ließ die Professoren wissen, es gäbe auch ein gutes Essen und einen Geldgewinn, außerdem fürchtete er um den Ruf seiner Universität. Doch die lehnte weiterhin ab, wohl wissend, dass man unfähig war, zu urteilen. Oder aus Angst, falsch zu urteilen?

So wählte Herzog Georg die Pleißenburg als Austragungsort der Disputation. Zwei Katheder wurden gegenüber gestellt, Bänke und Tisch eingeräumt und mit schönen Tapeten behangen – Luthers Katheder mit St. Martin, Ecks Katheder mit dem Hl. Georg.

Ein Viertel der Bürger waren zur Disputation bestellt. Magister, Studenten und Bürger drängten sich in Hofstube, als sich am 27. Juni 1519 Eck und Karlstadt gegenüber standen.

Dr. Johannes Eck

Dr. Johannes Eck

Es wird berichtet: Eck ist groß und lang, von starkem und breitem Leibe, grober und recht deutscher Stimme, dass er nicht nur zu einem Tragödienspieler, sondern auch zu einem Herold taugte. Sein ganzes Gesicht, Augen und Anblick ist auch so beschaffen, dass man eher einen Fleischer, als einen Theologen aus ihm machen sollte. Seinen Witz und Kopf belangende, so hat er ein fürtrefflich Gedächtnis, auch wenn ein gleicher Verstand dabey wäre, so wäre er ein recht Meisterstück der Natur geworden.

Dagegen sei Martin Luther von mittlerer Leibeslänge, hager von Sorgen und Studieren, so dass man fast die Knochen durch die Haut zählen könnte, annoch von männlichen und frischem Alter und klarer, erhabener Stimme. Er ist aber voller Gelehrsamkeit und fürtrefflicher Wissenschaft der Schrift.

Gegenstand der Disputation waren das göttliche Recht der päpstlichen Gewalt, der Ablass, das Fegefeuer, die Sündenvergebung und die Buße. Die Disputation wurde nach deutscher Art geführt, d.h. man musste so langsam sprechen, dass Notare alles mitschreiben konnten. Karlstadt und Eck disputierten acht Tage über den freien Willen. Gesprochen wurde ein lateinisch und so langweilig, dass sich der Saal schnell leerte. Das änderte sich, als Luther am 4. Juli selbst in den Ring stieg.

Am 15. Juli 1519 musste man Disputation kurz unterbrechen. Kurfürst Joachim von Brandenburg, von der Kaiserwahl in Frankfurt kommend, hatte sich in Leipzig angesagt – man brauchte die Hofstube für die Bewirtung des Gastes. Nun ja, es gab noch andere wichtige Dinge, als Papst, Ablass und Fegefeuer.

Über seine Zeit in Leipzig berichtet Luther: Die Leipziger haben uns weder gegrüßt noch besucht, sondern uns als ihre größten Feinde gehalten. An Eck haben sie stets gehangen, sind mit ihm gegangen, haben mit ihm gegessen und getrunken, haben ihm ein Ehrenkleid und camelot (Seidenstoff) geschenkt und sind mit ihm spazieren geritten. Kurz, alles, was sie nur tun konnten, haben sie uns zum Ärger getan.

Ganz so war es nicht. Luther erhielt den vom Rat üblichen Ehrenwein, Herzog Georg lud ihn zusammen mit Eck, Karlstadt und Melanchthon zur Tafel.

Die Akten der Disputation wurden gedruckt und auf der Frankfurter Messe verkauft – 1.400 Exemplare in nur wenigen Tagen.

Martin Luther, Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Martin Luther, Gemälde von Lucas Cranach d.Ä.

Luther trat in der Disputation offen für Jan Hus ein, das erregte den Zorn des Herzogs. Luther führte aus, dass Papst und Konzile irren können. Ein unglaublicher Affront gegen die Katholische Kirche und ihren obersten Hirten und der endgültige Bruch der Kirche mit Luther. Oder Luthers mit der Kirche?

Für die Leipziger war Eck der Sieger und der Rat gab ihm zu Ehren ein großes Festmahl. Luther berichtet an den kurfürstlichen Sekretär Georg Spalatin, das Eck und die Leipziger ihren eigenen Ruhm und nicht die Wahrheit gesucht hätten.

In einem Punkt hatte Dr. Eck tatsächlich Erfolg. Er provozierte Luther zu ketzerischen Äußerungen, so dass Eck nach der Disputation in Rom die Bannandrohungsbulle gegen Luther erwirkte. Luther wurde nach der Leipziger Disputation vom noch zögernden Kritiker der Kirche zum Reformator, der auf dem Reichstag in Worms 1521 nicht widerrief.

Elisabeth von Rochlitz

Elisabeth von Rochlitz

Papst und Konzile können irren – das war Luthers Kernaussage. Eine ungeheuerliche Provokation. Der Bruch Luthers mit der katholischen Kirche war endgültig vollzogen. Herzog Georg von Sachsen, der gestrenge und Papst und Kaiser treu ergebene Landesvater verbot Luthers Lehre – in seinem Teil Sachsen. Seine ernestinische Verwandtschaft war da wesentlich lockerer drauf. Dort wurde die Reformation bereits ab 1521 eingeführt, vorangetrieben durch eine Frau – Elisabeth von Rochlitz, eine rebellische Frau mit Durchsetzungskraft. Als hessische Prinzessin recht frei erzogen, konnte die junge Elisabeth am Dresdner Hof mit seinen strengen Regeln nicht so recht warm werden. Sie stritt mit ihrem Schwiegervater, Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen und einflussreichen Herren, denn nach deren Auffassung ging Elisabeth nicht häufig genug in die Kirche. 1533 verweigerte sie erstmals Buße und Abendmahl.
Elisabeth machte ihre reformerische und lutherische Gesinnung öffentlich, blieb jedoch gegenüber Luther bei einer kritischen Haltung. Sie unterschied bei Luther zwischen Person und Botschaft: Ist er doch auch ein Mensch und nicht Gott. Wenn er über das Evangelium schreibt, lobe ich ihn, aber wo er schilt wie ein altes Weib, halte ich nichts von ihm. Elisabeth selbst verbot Priestern das Konkubinat, erlaubte ihnen aber die Ehe.

Ihr Schwiegervater, Herzog Georg von Sachsen, sah die Sache ganz anders. Er hatte Angst, dass in Sachsen das passiert, was etwa 100 Jahre zuvor, ausgelöst durch Jan Hus, in Böhmen passiert war – Krieg, Verwüstung, Not. Er sollte Recht behalten – 100 Jahre nach seinem Tod tobt der Dreißigjährige Krieg und verwüstet große Teile Sachsens.

Die Thomaskirche in Leipzig

Die Thomaskirche in Leipzig

Die Thomaskirche in Leipzig ist nicht nur mit dem Wirken Johann Sebastian Bachs als Thomaskantor verbunden, sondern auch mit Martin Luther und der Reformation.

An diesem Ort begann die Reformation in der Messestadt und hier endete sie auch. Die Leipziger Disputation 1519 begann mit einem Gottesdienst in Thomaskirche, damals die Klosterkirche eines Augustinerchorherrenstiftes. Eine Gedenktafel an einer Säule im Kirchenschiff erinnert an den Beginn der Reformation, die Luther 1539 mit einer Predigt in der Thomaskirche einführte. Eines der großen farbigen Kirchenfenster aus dem späten 19. Jahrhundert zeigt Luther mit der Bibel, neben ihm Kurfürst Friedrich der Weise und Philipp Melanchthon.

Herzog Georg von Sachsen starb 1539. Sein Nachfolger wurde Heinrich der Fromme. Der nicht nur fromme sondern wohl auch verweichlichte Charakter ließ sich breit schlagen. Zu Pfingsten 1539 kam er nach Leipzig. Der gesamte Hofstaat war angereist, Luther war eingeladen. Und Luther kam nach Leipzig. Ihm war es vorbehalten, die Reformation im albertinischen Teil Sachsens einzuführen, in Leipzig. Zwei Mal predigte er an diesem Tag in Leipzig. In der Pleißenburg und in der Thomaskirche. Die Kirche war überfüllt, die Menschen legten Leitern von außen an die Fenster, um den Reformator zu hören. Die Fenster gingen zu Bruch.

Zur Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen waren beide sächsische Herzöge anwesend – Herzog Heinrich der Fromme, der Nachfolger Georgs des Bärtigen und Kurfürst Johann Friedrich, der Nachfolger von Kurfrüst Friedrich III. von Sachsen, genannt der Weise.

Lesen Sie zum 500. Reformationsjubiläum auch die folgenden Beiträge:

500 Jahre Reformation – Stadtführungen

„Luther in Leipzig“

Quellen:
Wolfgang Hocquél; Brigitte Riese: Auf den Spuren von Martin Luther in Leipzig, Passage-Verlag Leipzig, 2016
Sebastian Ringel: Die ganze Welt im Kleinen Leipziger Geschichten aus 1000 Jahren, Edition Leipzig 2015

Bildnachweise:
Leipziger Disputation: Von Julius Hübner – Dresdner Galerie; Mappe mit 24 Tafeln (19. Jahrhundert), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15988434
Herzog Georg der Bärtige: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Georg_der_B%C3%A4rtige_2.jpg
Dominikanerkloster: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Paulinerkirche_vor_1830.jpg
Pleißenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Leipzig_Plei%C3%9Fenburg_um_1780.jpg, Foto H.-P. Haack
Tetzel: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Johann-tetzel-1.jpg
Johannes Eck: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Johannes-Eck.jpg
Martin Luther: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:MartinLuther-workshopCranachElder.jpg
Elisabeth von Rochlitz: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cranach_Elisabeth_von_Sachsen.jpg

Stichworte:
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Autor: Mirko Seidel am 26. Sep 2017 18:18, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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