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Leipziger Persönlichkeiten – Werner Tübke

Briefmarke der Deutschen Post der DDR mit einem Ausschnitt aus dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke

Briefmarke der Deutschen Post der DDR mit einem Ausschnitt aus dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke

Werner Tübke wurde am 30. Juli 1929 in Schönebeck (Elbe) geboren. Der Sohn einer Kaufmannsfamilie besuchte die Volksschule und ab 1939 das Realgymnasium in Schönebeck. Ab 1940 erhielt Tübke privaten Zeichenunterricht in Magdeburg bei dem Maler Karl Friedrich. Von Dezember 1945 bis September 1946 wurde Werner Tübke durch die Sowjetische Besatzungsmacht inhaftiert. Er wurde zu Unrecht verdächtigt, einen Mordanschlag auf einen sowjetischen Soldaten verübt zu haben.

Nach Abschluss einer Malerlehre und dem Besuch der Handwerksmeisterschule in Magdeburg sowie der Nachholung des Abiturs studierte Werner Tübke von 1948 bis 1950 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. 1950 wechselte Tübke zum Studium der Kunsterziehung an das Caspar-David-Friedrich-Institut der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Nach einer Tätigkeit 1953/54 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralhaus für Volkskunst in Leipzig war Werner Tübke von 1954 bis 1956 und 1957 bis 1963 als freischaffender Künstler tätig. Von 1956 bis 1957 arbeitete er als wissenschaftlicher Oberassistent an der HGB Leipzig, bevor er aus kunstpolitischen Gründen entlassen wurde.

1958 gewann Werner Tübke einen Wettbewerb für das Hotel Astoria in Leipzig und wurde mit seiner ersten größeren Arbeit beauftragt, den Wandbildern „Die fünf Kontinente“.

Briefmarke der Deutschen Post der DDR mit einem Ausschnitt aus dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke

Briefmarke der Deutschen Post der DDR mit einem Ausschnitt aus dem Bauernkriegspanorama von Werner Tübke

In den 1960er Jahren verarbeitete er in mehreren Gemälden des Zyklus „Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze“ das Grauen der Nazi-Herrschaft, insbesondere deren ungenügende Aufarbeitung in der Bundesrepublik. Sein sinnbildreicher, symbolistischer Malstil mit vielen Rückbezügen auf die Renaissance-Malerei stieß auf heftige Kritik von offizieller Seite. Seine Entlassung aus dem Lehrdienst 1968 wurde nur durch den Protest seiner Studenten verhindert. Zwischen 1970 und 1973 gestaltete Werner Tübke das Wandbild „Arbeiterklasse und Intelligenz“ für das Rektoratsgebäude der Karl-Marx-Universität zu Leipzig. In dieser Zeit reiste Tübke zweimal nach Italien, studierte die Renaissance- und Barock-Malerei und errang mit seiner dortigen Einzelausstellung auch internationale Anerkennung, z. B. die Goldmedaille der Grafikbiennale von Florenz.

1972 wurde Tübke zum Professor ernannt, von 1973 bis 1976 war er Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Zu seinen Schülern zählten Arno Rink und Wolfgang Peuker. Werner Tübke gestaltete unter anderem das Polyptychon „Der Mensch – das Maß aller Dinge“ für die Galerie im Palast der Republik in Berlin. Ab 1976 arbeitete Tübke wieder freiberuflich. 1976 begann er mit der Arbeit an seinem Opus magnum, dem Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen. Das Rundgemälde von 14 Metern Höhe und 120 Metern Umfang mit dem offiziellen Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ wurde im Auftrag des Kulturministeriums der DDR in Erinnerung an den Deutschen Bauernkrieg geschaffen. Die Verwirklichung des Werks dauerte 11 Jahre.

Villa Springerstraße 5 Leipzig

Villa Springerstraße 5 Leipzig

1977 nahm Werner Tübke an der Documenta in Kassel teil. Die Zeit um 1990 verarbeitete Tübke in Bildern wie „Herbst ’89“ und „Verwirrung“ und reflektierte seine eigene Vergangenheit 1993 in „Der alte Narr ist tot“. In den 1990er Jahren gestaltete Tübke nur noch zwei größere Werke, das Bühnenbild und die Kostüme zu Gian-Carlo del Monacos Inszenierung von Webers Freischütz in Bonn 1993 sowie den Flügelaltar von St. Salvatoris zu Clausthal-Zellerfeld im Oberharz.

Von 1977 bis 2004 lebte Werner Tübke in der Villa Springerstraße 5 in Leipzig. Werner Tübke starb am 27. Mai 2004 in Leipzig. Der Tübkebogen in Probstheida ist nach ihm benannt.

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Autor: Mirko Seidel am 9. Mai 2022 17:28, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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