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Leipziger Persönlichkeiten – Friedrich Magirius

Friedrich Magirius

Friedrich Magirius

Friedrich Magirius wurde am 26. Juni 1930 in Dresden geboren. Magirius wuchs bis zum Abitur in Radebeul auf, studierte Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin-Zehlendorf in West-Berlin und von 1950 bis 1953 an der Universität Greifswald. Sein Vikariat absolvierte Friedrich Magirius bei der Inneren Mission in Sachsen und in der Kirchengemeinde Löbau. Ab 1955 war Magirius Internatsleiter und Lehrer an der Kirchlichen Vorschule am Diakonissenhaus Moritzburg.

1958 trat Friedrich Magirius seine erste Pfarrstelle in Einsiedel an und wurde später Pfarrer an der Dresdener Kreuzkirche. Von 1974 bis 1982 war Magirius Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR, womit er sich Ansehen in Polen erwarb.

Von 1982 bis zu seiner Pensionierung 1995 war Friedrich Magirius Superintendent des Kirchenbezirks Leipzig-Ost und gemeinsam mit Christian Führer Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche. Beide Pfarrer hatten Einfluss auf den Verlauf der Leipziger Montagsdemonstrationen und der Friedlichen Revolution von 1989.

Die Rolle von Friedrich Magirius vor und während der Friedlichen Revolution 1989 ist umstritten. Einerseits wird er als „Mann des Ausgleichs“ dargestellt, Leipziger Bürgerrechtler kritisieren, dass Magirius als Kirchenfunktionär stets gegen sie gearbeitet hätte.

Als Moderator des „Runden Tisches“ in Leipzig soll Magirius seine Einseitigkeit zugunsten der Parteien und Organisationen in der DDR nicht zu verbergen vermocht haben. Magirius sei für die Beendigung der Montagsdemonstrationen eingetreten, habe sich damit aber nie durchsetzen können.

Nikolaikirche in Leipzig

Nikolaikirche in Leipzig

Die Absetzung des SED-kritischen Pfarrers der Volkmarsdorfer Lukaskirche, Christoph Wonneberger, als Koordinator für die Friedensgebete an der Leipziger Nikolaikirche im August 1988 geht auf eine Entscheidung von Friedrich Magirius zurück. Magirius schrieb an Wonneberger: „Lieber Bruder Wonneberger […] Wir haben eine neue Gestaltung der Friedensgebete für die nächsten Wochen vorbereitet. Meinerseits stelle ich noch einmal fest, dass Sie damit von Ihrer bisherigen Aufgabe entbunden sind.“ Auch der Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche, Christian Führer, beugte sich dem Druck staatlicher Stellen und unterstützte die Superintendentur beim Ausschluss aller Leipziger Bürgerrechtsgruppen von der Gestaltung der Friedensgebete.

Erst nach mehrmonatigen Protestaktionen konnten Christoph Wonneberger und die organisierte Leipziger Opposition einen Kompromiss erreichen, der den Gruppen die Gestaltung der Friedensgebete unter der Leitung und Verantwortung jeweils eines Pfarrers ermöglichte.

Friedrich Magirius verteidigte sein Handeln mit den Worten: „Als Christ sitzt man immer zwischen den Stühlen. Christus wurde dafür ans Kreuz geschlagen.“

Die frei gewählte Stadtverordnetenversammlung von Leipzig wählte Magirius am 30. Mai 1990 zu ihrem Präsidenten. Das nur während dieser Übergangszeit existierende Ehrenamt des Stadtpräsidenten hatte Magirius bis 1994 inne.

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Bildquelle: Von Augustyński – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=112548587

Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 23. Sep 2022 14:52, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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