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Leipziger Persönlichkeiten – Henriette Goldschmidt

Henriette Goldschmidt 1910

Henriette Goldschmidt 1910

Henriette Goldschmidt wurde am 23. November 1825 in Krotoschin, Provinz Posen als Henriette Benas geboren. Henriette Benas war Tochter eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns und heiratete 1853 Abraham Meyer Goldschmidt, Rabbiner der deutschsprachigen jüdischen Gemeinde in Warschau.

1858 zog die Familie Goldschmidt nach Leipzig. Dem Motto eines Vortrags von Auguste Schmidt „Leben ist Streben“ folgend, gehörte Henriette Goldschmidt neben Louise Otto-Peters, Auguste Schmidt, Ottilie von Steyber und anderen Frauen im März 1865 zu den Begründerinnen eines Frauenbildungsvereins. Die Gründung dieses Vereins war von Misstrauen begleitet. Im Oktober 1865 fand die erste Frauenkonferenz Deutschlands in Leipzig statt, auf der die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) beschlossen wurde. Henriette Goldschmidt war von 1867 bis 1906 Vorstandsmitglied im ADF. Sie setzte sich besonders für gleiche Bildungschancen für Mädchen und Frauen sowie deren gleichberechtigte Teilnahme am öffentlichen Leben ein.

Berufliches Schulzentrum Leipzig (Henriette-Goldschmidt-Schule)

Berufliches Schulzentrum Leipzig (Henriette-Goldschmidt-Schule)

Ein weiterer Schwerpunkt der Henriette Goldschmidts lag in der Kinderfrüherziehung. In Leipzig kam sie in Kontakt mit dem Werk des Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel. Henriette Goldschmidt übernahm Friedrich Fröbels Ideen und gründete 1871 den „Verein für Familien- und Volkserziehung“, dem auf Anhieb 150 bedeutende Leipziger Persönlichkeiten als Förderer beitraten. Ziel des Vereins war die Verbreitung von Kindergärten und die Ausbildung qualifizierter Kindergärtnerinnen sowie die erzieherische Bildung der Frauen und Mütter. 1872 gründete dieser Verein ein Kindergärtnerinnenseminar, das Frauen die Möglichkeit zur Weiterbildung gab. Ab 1874 wurden regelmäßig wissenschaftliche Vorträge gehalten.

1898 verfassten Auguste Schmidt und Henriette Goldschmidt für den ADF eine Petition, die unter anderem die Forderung nach staatlicher Aufsicht über Kindergärten, deren Integration in das staatliche Erziehungssystem sowie einen verpflichtenden Kindergartenbesuch forderte. Die Petition wurde nach einer teilweise polemisch geführten öffentlichen Diskussion abgelehnt.

Aus den Vortragsreihen in Leipzig entwickelte sich ein „Lyzeum für Damen“. Der Leipziger Musikverleger Henri Hinrichsen ermöglichte Henriette Goldschmidt im Jahre 1911 die Gründung der Hochschule für Frauen zu Leipzig, die 1917 unter Aufsicht des Sächsischen Ministeriums für Kultur und öffentlichen Unterricht gestellt wurde und so den Charakter einer staatlichen Bildungsanstalt erhielt. Namhafte Persönlichkeiten, die dem Kuratorium und Ehrenvorstand angehörten, waren Ricarda Huch, Eduard Spranger, Georg Kerschensteiner, Marie von Ebner-Eschenbach, Wilhelm Wundt, Marie Stritt u.a. Die Frauenhochschule in Leipzig erreichte bald nationale und internationale Anerkennung und avancierte zum Vorbild für ähnliche Bildungsstätten.

Henriette Goldschmidt starb am 30. Januar 1920 in Leipzig.

Gedenktafel für Henriette Goldschmidt in Leipzig

Gedenktafel für Henriette Goldschmidt in Leipzig

Die Nationalsozialisten verbannten nach 1933 alles, was an die Schulgründerin und den Schulstifter Henri Hinrichsen erinnerte, aus dem Leben der Hochschule für Frauen. Nach 1945 entwickelte sich die Bildungseinrichtung zur Pädagogischen Schule für Kindergärtnerinnen „Henriette-Goldschmidt-Schule“ des Bezirkes Leipzig. In der DDR wurden zahlreiche Kindergärten nach ihr benannt, unter anderem in Bad Blankenburg, wo Fröbel 1840 seinen ersten Kindergarten eröffnet hatte.

Seit 1991 trug die Schule in Leipzig den Namen „Fachschule für Sozialpädagogik ‚Henriette Goldschmidt’ Leipzig“. 1992 wurde die Henriette-Goldschmidt-Schule eines von zwölf beruflichen Schulzentren der Stadt Leipzig, zum „Beruflichen Schulzentrum für Sozialwesen Leipzig, Henriette-Goldschmidt-Schule“. Die Straße vor der Schule trägt ihren Namen.

Das Wohnhaus von Henriette Goldschmidt in der Friedrich-Ebert-Straße 16 in Leipzig wurde am 18. März 2000 entgegen heftiger Proteste für eine Straßenverbreiterung abgerissen. Unweit des alten Standortes wurde ein Neubau errichtet, der den Namen Henriette-Goldschmidt-Haus trägt, jedoch nur als unwürdige Kopie angesehen werden kann.

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Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Henriette_Goldschmidt#/media/Datei:Henriette_Goldschmidt.jpg

Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 2. Mai 2022 15:22, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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