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Leipziger Persönlichkeiten – Alfred Kunze

Alfred Kunze auf einer Ansichtskarte

Alfred Kunze auf einer Ansichtskarte

Alfred Kunze wurde am 8. September 1909 in Leipzig geboren. Kunze wuchs in Stötteritz auf und begann dort 1926 seine Fußballkarriere beim Arbeitersportverein VfL Südost Leipzig. Als die Nationalsozialisten die Arbeitersportvereine verboten hatten, musste der 24jährige Kunze 1933 den Verein wechseln.

Alfred Kunze ging zu Wacker Leipzig, wo er bis 1938 aktiv war. Ein komplizierter Beinbruch beendete seine Laufbahn als aktiver Fußballspieler. Zwischen 1929 und 1933 absolvierte Kunze ein Lehrerstudium und arbeitete als Volksschullehrer. 1940 bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht 1941 übernahm Alfred Kunze das Training seines alten Vereins Wacker Leipzig. Alfred Kunze war von 1937 bis 1945 Mitglied der NSDAP und Inspekteur bei der Wehrmacht.

1948 kehrte Alfred Kunze aus britischer Gefangenschaft nach Leipzig zurück und übernahm das Training bei der TSG Leipzig-Stötteritz. 1950 berief ihn der Deutsche Sportausschuss, das oberste Sportgremium in der DDR, in den Fachausschuss Fußball. Zwischen 1950 und 1952 war Alfred Kunze als Fußballdozent an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig tätig. 1951 betreute Kunze eine DDR-Fußballauswahl in zwei inoffiziellen Länderspielen gegen Polen. Beide Spiele dienten zur Vorbereitung des offiziellen Länderspielverkehrs ab 1952 und gingen sowohl in Berlin mit 0:3 als auch in Leipzig mit 1:4 verloren.

1950 wurde die Sportvereinigung VP Leipzig als zentrale Sportvereinigung der Polizei gegründet und später von der Kasernierten Volkspolizei (KVP) übernommen. Die Fußballsektion der SV sollte zu einer DDR-Spitzenmannschaft ausgebaut werden, dazu wurden im Herbst 1952, sehr zum Unmut des Leipziger Fußballpublikums, zahlreiche Spitzenspieler des Lokalrivalen und DDR-Fußballmeisters BSG Chemie Leipzig abgeworben. Mit Beginn der 2. Halbserie der Spielzeit 1952/53 wurde der bisherige Trainer Heinz Krügel entlassen und durch Alfred Kunze ersetzt. Wenige Wochen später zog die Mannschaft nach Berlin um. Alfred Kunze gelang es nicht, eine homogene Mannschaft zu formen, und so musste die KVP-Mannschaft Vorwärts Berlin aus der höchsten DDR-Oberliga absteigen.

Alfred Kunze kehrte nach Leipzig zurück und übernahm mit der Saison 1953/54 die Rumpfmannschaft von Chemie Leipzig. Kunze entfachte zum ersten Mal den „Geist von Leutzsch“, stachelte den Ehrgeiz der Spieler an und führte die Mannschaft überraschend zur Vizemeisterschaft. Erneut wurde Unruhe von außen in die Mannschaft hineingetragen. Die DDR-Sportführung hatte beschlossen, innerhalb der einzelnen zentralen Sportvereinigungen Schwerpunktklubs zu bilden. Für die SV Chemie war der Standort Halle bestimmt worden, und die Leipziger Chemie-Spieler wurden aufgefordert, sich dem neuen SC Chemie Halle-Leuna anzuschließen. Die Spieler kamen jedoch beim neuen SC Lokomotive Leipzig unter und Alfred Kunze übernahm wieder das Training.

Da dieser Mannschaft wichtige Spieler fehlten, belegte Lok Leipzig am Ende der Saison 1954/55 den enttäuschenden 11. Platz, während der neue Lokalrivale SC Rotation Rang 3 erreicht hatte. Lokomotive Leipzig versetzte daraufhin Alfred Kunze im Sommer 1955 zum Drittligisten Lok Weimar und Kunze führte die Mannschaft binnen eines Jahres in die DDR-Oberliga.

In der Saison 1957 war Kunze für ein Jahr Trainer des Zweitligisten SC Wissenschaft Halle. Mit Beginn der Spielzeit 1958 durfte Kunze wieder das Training von Lok Leipzig übernehmen. Im ersten Jahr brachte Alfred Kunze das Team bis in das Endspiel des DDR-Pokalwettbewerbes, wo die Mannschaft jedoch dem SC Einheit Dresden mit 1:2 unterlag. Zwei Jahre später brachte Alfred Kunze seine Mannschaft erneut auf einen dritten Platz in der Oberliga. Doch Kunzes Mannschaft wurde erneut Opfer strukturellen Änderungen. In Leipzig sollte es mit dem SC Leipzig nur noch einen Fußballklub geben, dem die besten Leipziger Spieler zuzuführen waren. Der nicht förderungswürdige Rest durfte wie zu alten Zeiten mit Trainer Kunze als Betriebssportgemeinschaft Chemie weiterspielen.

In der Saison 1963/64 wurde Alfred Kunze mit Chemie Leipzig DDR-Meister, 1966 gewann Kunze mit Chemie Leipzig am 1966 den DDR-Fußballpokal. Manfred Walter spielte in diesem Zeitraum sechszehn Mal in der DDR-Nationalmannschaft, Bernd Bauchspieß wurde unter Kunze u.a. 1965 Torschützenkönig der DDR-Oberliga. Beide Spieler gewannen zusammen mit ihrem Mannschaftskollegen Klaus Lisiewicz die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1964. Alfred Kunze war auch über die DDR-Grenzen hinaus bekannt, der TUS Bremerhaven und Tunesien boten ihm Verträge an, die er jedoch aus politischen Gründen nicht annehmen konnte.

Die untergeordnete Rolle einer Betriebssportgemeinschaft bei Chemie Leipzig wurde immer deutlicher, talentierte Nachwuchsspieler wurden rar und am Ende der Saison 1966/67 belegte die Mannschaft Platz 12 in der Tabelle. Kunze legte sein Traineramt nieder.

Der DDR-Fußballverband setzte Alfred Kunze als Dozent im Wissenschaftlichen Zentrum des DFV ein. Neben seiner Lehrtätigkeit veröffentlichte Kunze 1977 das Lehrbuch „Fußball“, erarbeitete Lehr- und Ausbildungsprogramme und fungierte in Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 als Beobachter für die DDR-Nationalmannschaft. 1976 ging Alfred Kunze in den Ruhestand.

Alfred Kunze starb am 19. Juli 1996 in Leipzig.

Noch zu seinen Lebzeiten wurde Alfred Kunze in Leipzig ein Denkmal besonderer Art gesetzt. 1992 wurde der Georg-Schwarz-Sportpark in Leutzsch, langjährige Wirkungsstätte von Alfred Kunze, in Alfred-Kunze-Sportpark umbenannt. Bis 2004 war das Stadion Spielstätte des FC Sachsen Leipzig, dem Nachfolgeverein der BSG Chemie. Nach der Fertigstellung des Zentralstadions 2004 trug die 1. Männermannschaft ihre Heimspiele dann zunächst dort aus, im Alfred-Kunze-Sportpark spielten nur noch die Nachwuchsmannschaften. Ab der Saison 2009/10 bis zur Insolvenz 2011 trug der FC Sachsen seine Heimspiele, mit Ausnahme so genannter Risikospiele, schließlich wieder im Alfred-Kunze-Sportpark aus. Seit der Saison 2014/15 trägt mit der neugegründeten BSG Chemie Leipzig wieder ein Leutzscher Verein seine Heimspiele im „AKS“ aus.

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Bildquelle: Von Brück & Sohn – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=125867614

Quelle:
www.wikipedia.de

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Autor: Mirko Seidel am 20. Feb 2023 15:33, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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