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Radwandern durch das östliche Kohrener Land
Das Kohrener Land im Süden des Landkreises Leipzig ist eine Hügellandschaft, die den Übergang von der Leipziger Tieflandsbucht zum Erzgebirgsvorland markiert. Zwischen den Großstädten Leipzig und Chemnitz gelegen ist es ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. Der bekannteste Teil des Kohrener Landes ist das Gebiet um die Stadt Kohren-Sahlis, mit den Burgen Gnandstein und Kohren. Doch auch im östlichen Teil, rund um die Stadt Geithain gibt es viel zu entdecken.Geithain ist von Leipzig und Chemnitz mit dem Zug gut zu erreichen. In der kleinen Stadt an der Eula leben ca. 5.500 Menschen.
Im Jahr 1168 wird die Siedlung Geithain nahe einer Burg erstmals erwähnt. Die Burg befand sich anstelle der heutigen Stadtkirche St. Nicolai. Geithain liegt an der Handelsstraße von Altenburg nach Rochlitz. Die Stadt wurde auf einem langgestreckten Höhenzug über dem Flüsschen Eula angelegt. 1209 wird Geithain erstmals als Stadt genannt. Die Mauer, die die mittelalterliche Stadt umschloss, ist in großen Teilen erhalten geblieben, darunter auch die Toranlage des Unterturms und der Pulverturm.Geithain besitzt einen langgestreckten Straßenmarkt mit zwei parallelen Straßenzügen. Durch den Stadtbrand von 1444 ist nur noch wenig von der mittelalterlichen Wohnbebauung erhalten. Das Stadtbild wird geprägt von Wohnbebauung aus dem 16. Bis 19. Jahrhundert. Prägend sind schlichte Fassaden mit Porphyrgewänden. Die St. Katharinenkirche auf dem Marktplatz wurde 1818 abgetragen.
Von Geithain führt mich meine Tour zunächst auf der Radroute „Kohren-Rochlitzer Land“ nach Südosten in das Dorf Syhra. Die Ev. Pfarrkirche am südlichen Ortsrand besitzt eine bemerkenswerte Ausstattung mit einem prunkvollen Epitaphaltar. Leider ist sie nicht zugänglich. Gegenüber der Kirche befindet sich das Rittergut Syhra. Die mittelalterliche Wasserburg wurde um 1620 zu einem schlichten Herrenhaus mit Turm umgebaut. An einem der Wirtschaftsgebäude befindet sich ein Sitznischenportal aus der Zeit der Renaissance mit den Wappen der Familien von Einsiedel und aus dem Winkel. Von Syhra bin ich weitergefahren durch das Tal des Ossabaches durch Kolka nach Ossa. Typisch für die Landschaft des Kohrener Landes sind die mäßig tief eingeschnittenen Bachtäler. An den Hängen wechseln Felder, Wiesen und Wälder ab und geben der Landschaft des Kohrener Landes ein unverwechselbares und anmutig wirkendes Bild. Die fruchtbaren Böden ließen eine ertragreiche Landwirtschaft zu. Dadurch werden die Dörfer von großen, meist Vierseitenhöfen geprägt. Und überall an den Gebäuden ist der Rochlitzer Porphyr zu finden, der nur wenige Kilometer entfernt abgebaut wurde. Der Aufstieg zur Kirche und zum Herrenhaus Ossa ist zwar etwa mühsam, jedoch lohnenswert. Die Ev. Lutherkirche wurde im 12./13. Jahrhundert errichtet. Um 1500 erweitert, erhielt sie im 18. Jahrhundert ihre barocke Ausstattung wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert tiefgreifend verändert. Direkt neben der Kirche steht das schlichte barocke Herrenhaus mit einer für die Region ungewöhnlichen Tordurchfahrt. Direkt hinter dem Herrenhaus, am Zugang zur Kirche stehen das Pfarramt und die alte Dorfschule. Nächstes Ziel war das Dorf Walditz. Von Ossa führt ein Wanderweg direkt nach Walditz, der auch mit dem Rad befahren werden kann. Wer es etwas bequemer mag, kann die Straße über Wenigossa benutzen. Wer in Walditz einen geschlossenen Dorfkern erwartet, wird überrascht. Der Ort besteht aus mehreren, zu beiden Seiten des Baches Ratte gelegenen Gehöften. In Walditz vereinen sich Bauernhöfe, Bachaue, Wälder und Wiesen zu einem harmonischen Bild der Kulturlandschaft des Kohrener Landes. Der Weg von Walditz nach Jahnshain führt durch das Waldstück Förstchen. Die Strecke ist etwas hügelig, dafür reizvoll. Über dem Dorf Jahnshain thront die romanische Saalkirche, die um 1500 einen hohen Chor angefügt bekam. Der sehr qualitätvolle Chor hat einen 3/8-Schluss und Maßwerkfenster zwischen Strebepfeilern.Nächste Ziel war Rathendorf. Seinen Namen erhielt das Dorf von dem Bach Ratte, der es durchfließt. Rathendorf ist ein langgestrecktes Straßendorf mit Einzelgehöften. Die einstige Chorturmkirche steht auf einer befestigten Anhöhe über dem Ort. Der Turm wurde 1749 teilweise abgetragen, der Saal 1792 neu erbaut.
Von Rathendorf führt mich mein Weg über Seifersdorf nach Narsdorf. Vorbei am ehemaligen Gasthof „Grüne Tanne“, einem beeindruckenden Gebäudeensemble aus dem 18. Jahrhundert fuhr ich nach Breitenborn. Breitenborn liegt im Landkreis Mittelsachsen, oberhalb des Muldetals. Die kleine romanische Chorturmkirche wurde im 15. Jahrhundert erweitert und der Saal 1783 verändert. 1905 wurde eine Vorhalle im Jugendstil angefügt.
Von Königsfeld führt mich die Radroute „Kohrener-Rochlitzer Land“ zurück nach Geithain. Hier sollte man sich noch etwas Zeit für einen kleinen Rundgang durch die Altstadt nehmen.
Geithain konnte sein historisches Stadtbild bewahren und präsentiert sich heute mit einer geschlossenen, homogenen Bebauung. Das Stadtbild wird beherrscht von der Doppelturmfassade der Stadtkirche am westlichen Rand der Altstadt und dem Turm der Marienkirche am östlichen Rand im Ortsteil Wickershain.
Den Rundgang durch Geithain beginnt man am besten am Untertor. Das Untertor ist das letzte erhaltene von einst vier Stadttoren Geithains. Es wurde nach 1200 erbaut und liegt am westlichen Rand der Altstadt nahe der St. Nicolaikirche.Die Ev. St. Nicolaikirche erhebt sich am westlichen Rand der Altstadt. Sie entstand auf einem Bergsporn auf dem Standort einer mittelalterlichen Burg. Die dreischiffige Hallenkirche mit ihrer Doppelturmfassade wurde als romanischer Bau begonnen. Im 14. Jahrhundert erfolgte der Bau des Chores. 1504 wurde mit dem Bau des Langhauses begonnen. Anstelle des geplanten Gewölbes wurde 1594 bis 1595 eine bemalte flache Decke eingebaut. Von der reichen Ausstattung der Kirche sind der Altar und die Kanzel besonders erwähnenswert. Auf dem ehemaligen Friedhof stehen mehrere Gräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Im Pfarrhaus aus dem 16. Jahrhundert neben der Kirche befindet sich die sogenannte Kalandsstube. Der sternengewölbte Raum besitzt Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert.
Durch die Leipziger Straße gelangt man vorbei am Gefallenendenkmal zum Markt mit dem Rathaus. Der Bau aus dem 15. Jahrhundert wurde 1538 in seiner heutigen Form umgebaut. Um 1900 erfolgte ein erneuter Umbau. Die Marktseite wurde als Schauseite repräsentativ mit Balkon und Uhrturm gestaltet. Am Markt steht auch das ehemalige Gasthaus Zum Goldenen Löwen. Der langgestreckte Bau wurde 1674 errichtet.Vom Markt gelangt man durch die Katharinenstraße zum Freigarten. Hier steht der Pulverturm, ein Teil der Geithainer Stadtbefestigung. Der Pulverturm aus dem 12. Jahrhundert gehörte zu einem Freihof. Hier wohnte der Richter der Stadt, der Turm war Teil seines befestigten Hofes.
Radwandern durch das östliche Kohrener Land
- Länge der Strecke: ca. 35 km,
- Dauer (ohne Besichtigung und Pausen): ca. 2,5 Stunden,
- Anforderungen: gute Grundkondition erforderlich,
Sie möchten mehr erfahren über das Kohrener Land? Dann lesen Sie auch den Beitrag: Wanderung durch das Kohrener Land.
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Autor: Mirko Seidel am 21. Jun 2015 11:55, Rubrik: Artikel, Artikel & Berichte, Kohrener Land, Reiseberichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,