Geschichte & Geschichten
Unser Leipzig – unsere Geschichte
Der Landbesitz der Stadt Leipzig
Die Möglichkeiten einer eigenständigen Entwicklung der Städte waren im wettinischen Herrschaftsbereich stark begrenzt. Eine eigenständige Politik gegen den Landesherrn, z.B. durch die Bildung von Städtebünden, oder der Aufbau eines städtischen Territoriums waren ausgeschlossen. Eine Landgebietspolitik betrieben die Städte dennoch mit dem Ziel, Handelswege zu kontrollieren und Kontrolle über das Umland zu erlangen. Durch den Kauf von Dörfern oder Gütern gelang es den Städten, ein eigenes Territorium aufzubauen. Besonders erfolgreich war hierbei die Stadt Leipzig.Das Stadtprivileg von Markgraf Otto dem Reichen regelte nicht nur den Geltungsbereich des Stadtrechts, das Weichbild und das Marktrecht. Es beinhaltet auch, dass die Stadt mit dem Waldgebiet Luch, dessen Lage nicht bekannt ist, eine Allmende – also einen gemeinschaftlichen Besitz – außerhalb des Stadtgebietes erhielten. Vermutlich befand sich dieses Luch im Bereich der Frankfurter Wiesen an der heutigen Jahnallee.
Leipziger Bürger hatten wohl schon früh Grundbesitz außerhalb der Stadt. Bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts hatten mehrere Leipziger Bürger markgräfliche Lehen im Dorf Gohlis.
Die Deckung des Brennholzbedarfs war ein wesentlicher Faktor. Da das Luch dafür für die wachsende Stadt nicht ausgereicht haben dürfte, erwarb die Stadt 1367 von Ritter Hans Porzk 500 Acker Holz „gelegen hinter dem Hofe zu Warin“ (Wahren). Dabei handelt es sich um die Burgaue, die sich noch heute im Besitz der Stadt befindet.
1335 wird das sorbische Dorf Eutritzsch erstmals erwähnt. Der Leipziger Rat erwarb Eutritzsch von Rudolf von Bünau und dessen Brüdern, die das Lehen der Burggrafen von Meißen an die Stadt verkauften. Die Lehnsurkunde stammt aus dem Jahr 1381. Der Rat erwarb Eutritzsch mit allen Bauerngütern, Zinsen und Abgaben, dem Kirchenlehen, dem Dorfgericht und mit allen Wiesen, Wäldern und Gewässern. Eutritzsch war mit 36 Hufenbauern Ende des Mittelalters das größte Dorf im näheren Umland Leipzigs.Vermutlich vor 1378, sicher aber 1406 erwarb der Rat 9 Hufen im Dorf Neutzsch. 1515 ging Neutzsch dann vollständig in den Besitz der Stadt über. Im 15. Jahrhundert kaufte der Rat Dorf und Vorwerk Raschwitz.
Recht kostspielig war 1525 der Kauf der Dörfer Reudnitz und Tutzschendorf (Deutschendorf, später die Kohlgärten). Der Rat der Stadt war ab 1505 bestrebt, das Dorf Lindenau zu erwerben. Da es mit der dort ansässigen Familie von Lindenau immer wieder zu Problemen kam, verhandelte der Rat ab 1518 mit Wolf von Lindenau. Man einigte sich, jedoch verhinderte die Merseburger Stiftsregierung den Verkauf an die Stadt, kaufte Lindenau selbst um das Dorf dem Hochstift zu erhalten. Erst 1527 konnte die Stadt Lindenau käuflich erwerben. Mit Lindenau erwarb der Rat auch die Pötzscher Mark und das Dorf Lehelitz nördlich von Leipzig.
Groß- und Kleinwiederitzsch befanden sich ab 1531 als Ratsdörfer im Besitz der Stadt, erworben vom verschuldeten Hans Blancke. 1554 machte Georg Blancke von seinem Rückkaufrecht Gebrauch. 1535 erwarb die Stadt Gohlis von Hans Pflug, ebenfalls mit Rückkaufsrecht, das er 1551 in Anspruch nahm.
1534 kaufte der Rat das halbe Dorf Modelwitz, die andere Hälfte gehörte dem Benediktinerkloster St. Peter in Merseburg.
1538 erwarb der Rat schließlich noch die Dörfer Barneck, Leutzsch und Schönau. Damit endete der mittelalterliche Landerwerb der Stadt, der mit der Reformation und der Auflösung der Klöster ab 1539 erneut aufkam. Die Zahl der Ratsdörfer erhöhte sich 1543 von elf auf 18 und zwei weitere Dörfer kamen zur Hälfte an die Stadt.
Quelle:
Enno Bünz (Hrsg.): Geschichte der Stadt Leipzig, Band 1 Von den Anfängen bis zur Reformation, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig, 2015
Autor: Mirko Seidel am 26. Dez 2021 17:57, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,