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Leipziger Persönlichkeiten – Christoph Wonneberger

Lukaskirche in Volkmarsdorf

Lukaskirche in Volkmarsdorf

Christoph Wonneberger wurde am 5. März 1944 in Wiesa im Erzgebirge geboren. 1963 schloss der Sohn einer Pfarrersfamilie eine Ausbildung als Maschinenschlosser ab, besuchte das Theologische Seminar und studierte Theologie an der Universität Rostock und am Predigerkolleg in Leipzig.

1973 wurde Wonneberger in Leipzig ordiniert und wirkte bis 1977 als Pfarrer in Möckern und in Taucha. Zwischen 1977 und 1984 war Christoph Wonneberger Pfarrer an der Weinbergkirchgemeinde in Dresden, organisierte dort die wöchentlichen Friedensgebete und beriet Wehrdienstverweigerer. 1985 übernahm Wonneberger die Lukaskirchgemeidne in Volkmarsdorf, wo ab 1986 ebenfalls Friedengebete abgehalten wurden.

Die Gründung der oppositionellen Arbeitsgruppe Menschenrechte brachte Wonneberger seit Anfang 1987 in schwere Konflikte mit staatlichen und kirchlichen Stellen. Christoph Wonneberger gehörte zu den Mitorganisatoren des Olof-Palme-Friedensmarsches von Torgau bis Riesa 1988 und der Pleißepilgermärsche Ende der 1980er Jahre. Im Sommer 1989 organisierte Wonneberger gemeinsam mit Leipziger Oppositionsgruppen den „Statt-Kirchentag“ in der Lukaskirchgemeinde als Gegenveranstaltung zum Ev. Kirchentag in Leipzig. Die oppositionellen Gruppen waren von der Kirchenleitung von der Mitgestaltung des Evangelischen Kirchentages in Leipzig ausgeschlossen worden.

Ab 1986 war Wonneberger beteiligt an den Friedengebeten in der Leipziger Nikolaikirche und ermöglichte oppositionellen Gruppen die Gestaltung der Friedensgebete mit ihren Inhalten. Im September 1988 wurde Wonneberger von Superintendent Friedrich Magirius als Koordinator der Friedensgebete an der Leipziger Nikolaikirche abgesetzt.

Erst nach zwei Monaten intensiver Protestaktionen konnten Wonneberger und die organisierte Leipziger Opposition einen Kompromiss erreichen. Den Gruppen wurde die Gestaltung der Friedensgebete unter der Leitung und Verantwortung eines Pfarrers ermöglicht. Die Staatssicherheit zählte Christoph Wonneberger 1989 zum „harten Kern“ der Staatsgegner.

Unter der Leitung Wonnebergers konnten die Arbeitsgruppe Menschenrechte und der Arbeitskreis Gerechtigkeit im Pfarrhaus der Lukaskirche ab 1988 ein oppositionelles Zentrum aufbauen. Bücher und Vervielfältigungsgeräte konnten aus der Bundesrepublik illegal ins Land gebracht werden. Zu den vielen Flugblättern, die in der Juliusstraße geschrieben und gedruckt wurden, gehört auch der Appell zur Gewaltlosigkeit vom 9. Oktober 1989, der bereits den hervorgehobenen Satz „Wir sind ein Volk“ enthält – gemeint war aber nur das Volk der DDR einschließlich der staatlichen Organe und der Demonstranten.
Mit dem Flugblatt wurden die Sicherheitskräfte und die Leipziger Bevölkerung aufgefordert, sich aller Gewalt zu enthalten. Das Flugblatt wurde am 8. und 9. Oktober in einer Auflage von mindestens 25.000 Stück gedruckt, in Leipzig verteilt und in den Kirchen der Innenstadt zum Montagsgebet verlesen.

Ende Oktober 1989 erlitt Christoph Wonneberger einen schwerer Hirninfarkt, wodurch auch sein Sprachzentrum betroffen war. 1991 wurde Wonneberger offiziell in den Ruhestand versetzt. 1995 erhielt Christoph Wonneberger den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

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Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 14. Mrz 2022 16:27, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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