Geschichte & Geschichten

600 Jahre Sachsen – Höhepunkte und Tiefschläge sächsischer Geschichte

1831 – Der König bekommt ein Parlament

Rückseite der Verfassungsmedaille von 1831

Rückseite der Verfassungsmedaille von 1831

Eine über 100 Jahre alter Konflikt in Sachsen erreichte im Jahr 1831 seinen Höhepunkt. 1830 brachen zum 300. Jahrestag der Confessio Augustana – dem Glaubensbekenntnis der lutherischen Reichstände – in Dresden und Leipzig Unruhen aus. Das Volk feierte den Glauben, den Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen 1697 wieder abgelegt hatte, um König von Polen zu werden.

Dresden war am Abend des 25. Juni 1830 illuminiert mit Kerzen in den Fenstern angesichts noch spärlicher Straßenbeleuchtung. Das Rathaus war nicht illuminiert, das sahen die Bürger als Symbol der Ablehnung ihres Glaubens durch die Obrigkeit.

Tumulte brachen aus, das Militär schritt ein. Doch nicht nur die religiösen Differenzen zwischen Machthabern und Volk waren Anlass für die Unruhen. Der Staat bevormundete seine Bürger durch Polizei und Zensur, bot keine soziale Sicherheit, das Handwerk drohte an der aufkommenden Industrialisierung unterzugehen. Staat, Polizei und Stadtrat unterdrückten die Revolten in den beiden sächsischen Städten. Beruhigen konnten sie die Lage nicht.

Bernhard von Lindenau

Bernhard von Lindenau

Vier jüngere Minister unter der Führung von Bernhard von Lindenau lösten den autokratisch regiereden Kabinettsminister Detlev Graf von Einsiedel ab und stießen einen gesellschaftlichen Reformkurs an.

Nachfolger des nach 64 Regierungsjahren im Jahr 1827 verstorbenen Königs Friedrich August I. von Sachsen war der greise König Anton von Sachsen.

In Sachsen-Weimar trat bereits 1816 eine Verfassung in Kraft, die auf den von der Französischen Revolution deklarierten Grundrechten basierte. Die Monarchen in Dresden sperrten sich, vor allem durch das Wirken von Detlev von Einsiedel, gegen längst überfällige Reformen.

Angesichts der nicht in den Griff zu bekommenden Unruhen 1830 musste der König schließlich bürgerliche Reformen anerkennen und einer Verfassung für Sachsen zustimmen, die am 4. September 1831 in Kraft trat. Die Verfassung beschnitt die Rechte des Königs und die Vorrechte der Stände, räumte den Bürgern ein beschränktes Wahlrecht ein. Die Kunstsammlungen und zahlreiche sächsische Schlösser gingen in Staatseigentum über. Die neue Ständekammer richtete sich im Jahr 1832 im Alten Landhaus in Dresden ein.

Staat und königlicher Hof besaßen fortan eine getrennte Finanzierung, das Geheime Kabinett, eingeführt von August dem Starken, wurde aufgelöst. Die Minister unterstanden nun einem aus zwei Kammern bestehenden Landtag, der aufgrund seiner Zusammensetzung allerdings nicht das sächsische Volk, sondern die einflussreichsten bürgerlichen und adligen Kräfte des Landes repräsentierte.

König Friedrich August II. von Sachsen

König Friedrich August II. von Sachsen

Mit der Verfassung verloren 20 sächsische Gebiete, wie die Oberlausitz, die Schönburgische Herrschaft und das Hochstift Meißen, ihre bisherigen Hoheits- und Sonderrechte. Das Königreich Sachsen wurde in vier Kreisdirektionen – Dresden, Bautzen, Zwickau und Leipzig – gegliedert. In den Städten wurden neben den Stadträten nun Stadtverordnetenversammlungen eingeführt. Die Fronpflicht und weitere Lasten auf dem Land wurden abgeschafft.

1836 bestieg König Friedrich August II. von Sachsen den Thron. Bei seinem Amtsantritt als freundlich und intelligent sowie recht liberal beschrieben, entwickelte er jedoch immer konservativere Ansichten. Er lehnte die Frankfurter Paulskirchenverfassung ab und löste das sächsische Parlament auf, was zum Dresdner Maiaufstand von 1849 führte. Der Aufstand wurde von sächsischen und preußischen Truppen niedergeschlagen.

Sachsens Weg von absolutistischen Monarchie zur parlamentarischen Monarchie war steinig, aber unumkehrbar.

Weitere Höhepunkte und Tiefschläge in 600 Jahren sächsischer Geschichte:

1423 – Die Kurwürde fällt an die Wettiner

1485 – Die Leipziger Teilung

1547 – Der Schmalkaldische Krieg

1648 – Am Ende des Krieges liegt das Land am Boden

1697 – Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen

1763 – Das Ende einer Ära

1813 – Das Ende Sachsens?

1918 – Das Ende der Monarchie

1952 – Sachsen verschwindet von der Landkarte

1990 – Die Neugründung des Freistaats Sachsen

weitere Quelle: https://www.dresden-und-sachsen.de/geschichte/11_industrialisierung_revolution.html
Bildquelle: Friedrich Anton König – Eigenes Werk, Saxony 1831 Pewter Medal for the 1st Constitution. Medallion d. = 47 mm. Anton, King of Saxony 1827 – 1836 & Regent Friedrich August 1830 – 1836 Conjoined heads r., around: „ANTON KOENIG UND FRIEDRICH AUGUST MITREGENT VON SACHSEN“/ 2 lines on scroll of the Constitution: „AM 4. SEPTBR. 1831“, around: „* VEREINTEN SICH MIT DEN GETREUEN STAENDEN ZU NEUER VERFASSUNG DES STAATS *“. Slg. Merseburg 2177 (Ag and Cu); Forrer III, p.196 Condition : EXTREMELY FINE+.;
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=51095;
Von Carl Christian Vogel von Vogelstein – http://www.royaltyguide.nl/families/wettin/saxonyalbert3.htm, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2421228

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Autor: Mirko Seidel am 12. Feb 2023 18:49, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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