Geschichte & Geschichten

600 Jahre Sachsen – Höhepunkte und Tiefschläge sächsischer Geschichte

1918 – Das Ende der Monarchie

König Friedrich August III. von Sachsen

König Friedrich August III. von Sachsen

„… na da machd eiern Drägg alleene!“ soll der letzte sächsische König Friedrich August III. bei seiner Abdankung gesagt haben. Das ist Legende. Friedrich August galt als konservativ und konfliktscheu, manchmal war er aber auch recht tolerant, so z.B. im Jahr 1906, als er den liberalen Grafen Hohenthal zum Innenminister ernannte, der das Pluralwahlrecht in Sachsen einführte. Hohenthal starb 1909 und mit ihm die politischen Reformen im Königreich Sachsen.

Am 2. August 1914 hatte König Friedrich August III. von Sachsen seine „Söhne und Brüder“ zu den Waffen gerufen. 750.000 Soldaten schickte er in den 1. Weltkrieg, 229.000 fielen. Im 1. Weltkrieg stellte Sachsen zum letzten Mal eine eigene Armee. Friedrich August verzichtete als einziger deutscher Monarch auf den Oberbefehl über seine Truppen, obwohl er als begeisterter Militär und fähiger Stratege galt.

Unter dem Eindruck des Kieler Matrosenaufstandes bildeten sich am 3. November 1918 ein sächsischer Arbeiterrat in Leipzig und am 6. November ein sächsischer Soldatenrat in der Fliegerkaserne in Großenhain. Bis zum 8. November hatte sich die Novemberrevolution über ganz Sachsen ausgebreitet. Im Zirkus Sarrasani in Dresden wurde am 10. November 1918 die Republik ausgerufen. König Friedrich August III. von Sachsen war auf das Schloss Guteborn bei Ruhla in Thüringen geflüchtet. Am 13. November 1918 sah er sich zur Abdankung gezwungen und zog sich nach Sibyllenort bei Breslau zurück.

Sachsens Landesgrenzen von 1815 bis 1945: Karte der Kreis- und Amtshauptmannschaften 1900 bis 1932

Sachsens Landesgrenzen von 1815 bis 1945: Karte der Kreis- und Amtshauptmannschaften 1900 bis 1932

1919 fanden Wahlen zur Sächsischen Volkskammer statt, bei denen erstmals in Sachsen auch Frauen wahlberechtigt waren. Im Februar/März 1919 kam es zum Generalstreik im Raum Leipzig und im April 1919 legten die Arbeiter des Zwickauer Steinkohlereviers die Arbeit nieder. Aufgebrachte Kriegsgeschädigte ertränkten den sächsischen Kriegsminister Gustav Neuring nach einer öffentlichen Rede in der Elbe. Die Reichsregierung verhängte im April 1919 den Belagerungszustand über Sachsen. Die Reichswehr marschierte ein.

Die Reichsregierung floh im März 1920 vor den Kapp-Putschisten nach Dresden, daraufhin brachen Straßenkämpfe aus. Beim Generalstreik gegen den Kapp-Putsch am 15. März 1920 auf dem Postplatz in Dresden erschoss die Reichswehr 59 Demonstranten, die Straßenschlachten in Leipzig forderten 40 Todesopfer. Mit ihrem Generalstreik brachte die Arbeiterschaft den Kapp-Putsch schließlich zum Erliegen.

Erich Zeigner

Erich Zeigner

1920 erhielt Sachsen eine neue Verfassung, bestätigt von der Volkskammer, die sich an der Weimarer Verfassung orientierte. Sachsen war nun ein Freistaat mit einem Parlament, einem Ministerpräsidenten und den schon einhundert Jahre zuvor eingeführten Landesfarben weiß-grün. Die rechten Kräfte erstarkten, die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. Am 10. Oktober 1923 bildete sich eine sächsische Linksregierung unter der Führung des Sozialdemokraten und späteren Leipziger Oberbürgermeisters, Erich Zeigner. Die Reichsregierung in Berlin schickte daraufhin die Reichswehr zum Sturz dieser Linksregierung per „Reichsexekution“ nach Sachsen. Am 21. Oktober 1923 wurde die sächsische Regierung, auf der Basis einer Notverordnung von Friedrich Ebert, entmachtet. Dieser Verfassungsbruch brachte das Kabinett Stresemann in Berlin zu Fall.

Am 18. Februar 1932 starb der letzte sächsische König in seinem Exil auf Schloss Sibyllenort. An den Beisetzungsfeierlichkeiten 1932 in Dresden nahmen fast eine halbe Million Menschen teil – wohl auch, weil sich nach den politischen Wirren seit 1918 und dem rasanten wirtschaftlichen Niedergang in die Zeit der Monarchie zurücksehnten.

1089 wurde Burggraf Heinrich I. von Eilenburg als erster Wettiner Markgraf von Meißen. Nach 829 Jahren endete mit König Friedrich August III. von Sachsen 1918 die Herrschaft der Wettiner über die Markgrafschaft Meißen, die Landgrafschaft Thüringen, das Herzogtum, Kurfürstentum und Königreich Sachsen. Sachsens Weg in die Demokratie war steinig und sollte nach nur 15 Jahren mit dem Machtantritt der Nationalsozialosten schon wieder enden.

Weitere Höhepunkte und Tiefschläge in 600 Jahren sächsischer Geschichte:

1423 – Die Kurwürde fällt an die Wettiner

1485 – Die Leipziger Teilung

1547 – Der Schmalkaldische Krieg

1648 – Am Ende des Krieges liegt das Land am Boden

1697 – Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen

1763 – Das Ende einer Ära

1813 – Das Ende Sachsens?

1831 – Der König bekommt ein Parlament

1952 – Sachsen verschwindet von der Landkarte

1990 – Die Neugründung des Freistaats Sachsen

weitere Quelle: https://www.dresden-und-sachsen.de/geschichte/12_ende_monarchie_2ter_weltkrieg.htm.
Bildquelle: Von C. A. Maschke, Dresden. – http://www.zeno.org/Bildpostkarten/M/Adel+und+Monarchie/Sachsen/K%C3%B6nig+Friedrich+August+III.?hl=friedrich+august+sachsen, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6729498;
Von First upload: BananenfalterAdaption and reload: Ulamm – File:Lange diercke sachsen freistaat sachsen verwaltung.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23569182;
File:Fotothek df roe-neg 0000452 001 Erich Zeigner, eine Rede auf der „Opfer des Faschismus – Friedenskundgebung“ hal.jpg, Erstellt: 12. September 1948date QS:P571,+1948-09-12T00:00:00Z/11

Quelle:
Reinhardt Eigenwill (Hg.):Zäsuren sächsischer Geschichte, Sax Verlag Beucha Markkleeberg, 1. Auflage 2010

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Autor: Mirko Seidel am 14. Feb 2023 18:48, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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