Geschichte & Geschichten

600 Jahre Sachsen – Höhepunkte und Tiefschläge sächsischer Geschichte

1648 – Am Ende des Krieges liegt das Land am Boden

Kurfürst Johann georg I. von Sachsen

Kurfürst Johann georg I. von Sachsen

1611 wurde Johann Georg I. neuer Kurfürst von Sachsen als Nachfolger von Kurfürst Christian II. von Sachsen. In seine Regierungszeit fällt der Dreißigjährige Krieg. Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen stand zum Bündnis mit den Habsburgern und unterstützte 1612 die Wahl des Habsburgers Matthias zum Kaiser und 1619 die Wahl des Habsburgers Ferdinand II. Die Habsburger sicherten im Gegenzug den Protestanten in den habsburgischen Ländern Glaubensfreiheit zu.

Als Mitglieder des böhmischen Adels am 23. Mai 1618 die Statthalter des Kaisers aus einem Fenster der Prager Burg stürtzten, ahnte wohl noch niemand, dass das der Beginn des längsten und verlustreichsten Krieges in Europa sein würde. 1619 hätte Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen römisch-deutscher Kaiser werden können, denn im Kollegium der Kurfürsten standen für ihn vier evangelische gegen drei katholische Stimmen. Dies lehnte der Kurfürst aber ab.

Im Dreißigjährigen Krieg operierte Kurfürst Johann Georg I. politisch sehr kurzsichtig und inkonsequent. Die Oberlausitz und die Niederlausitz gehörten zum Königreich Böhmen, die Bevölkerung war überwiegend evangelisch. 1620 stellten sich beide Länder auf die Seite des calvinistischen böhmischen Königs Friedrich von der Pfalz und wurden von Johann Georg I. von Sachsen im Auftrag des Kaisers besetzt. Der Kaiser verpfändete die besetzten Gebiete dem sächsischen Kurfürsten als Entschädigung für die Kriegskosten.

Gustav II. Adolf von Schweden in der Schlacht bei Breitenfeld 1631

Gustav II. Adolf von Schweden in der Schlacht bei Breitenfeld 1631

Der für die Protestanten verlorenen Schlacht am Weißen Berg bei Prag folgte die erbarmungslose Verfolgung der Lutheraner. Etwa 150.000 böhmische Flüchtlinge kamen nach Sachsen, vor allem in das Erzgebirge, was den Kurfürsten 1654 zur Gründung von Johanngeorgenstadt veranlasste. Die Auswanderer erlangten eine große wirtschaftliche Bedeutung für Sachsen.

Nach der Schlacht am Weißen Berg unterwarf sich Schlesien dem sächsischen Kurfürsten, der den Schlesiern Religionsfreiheit zugesichert hatte.

Im Jahr 1631 vollzog Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen einen radikalen Wandel weg vom Kaiser und hin zum schwedischen König Gustav II. Adolf. Das sächsische Territorium stand den Schwedenkönig nun als Operationsbasis zur Verfügung. Die Truppen unter dem Kommando von Johann Tilly marschierten in Kursachsen ein. Die Schweden sicherten nach ihren Siegen 1631 bei Breitenfeld und 1632 bei Lützen die Unversehrtheit Sachsens vor weiteren Übergriffen der kaiserlichen Truppen.

Nachdem die Schweden 1634 bei Nördlingen unterlagen und dem Kurfürsten eine Führungsrolle in der protestantischen Kriegspartei verwehrt blieb, wechselte Kursachsen wieder in das kaiserliche Lager zurück, was den Hass der Schweden nach sich zog und verheerende Auswirkungen für Sachsen haben sollte.

Kaiser Ferdinand II. vergab 1635 die Ober- und die Niederlausitz als böhmische Lehen an Kursachsen, der größte und letzte Landgewinn in der sächsischen Geschichte. Kurfürst Johann Georg I. musste den Schutz der Katholiken zusichern und bekam die erbliche Stellung eines Reichsfeldherrn zugesprochen.

1631 Belagerung und Sturm auf Leipzig und die Festung Pleissenburg durch Torstensen

1631 Belagerung und Sturm auf Leipzig und die Festung Pleissenburg durch Torstensen

Ab 1636 fielen schwedische Landsknechte mordend, raubend, plündern und brandschatzend in Sachsen ein. Sie verwüsteten das Land mit unvorstellbarer Gewalt. 1637 erstürmten und verbrannten sie die Stadt Meißen, 1645 auch die Meißner Burg, 1639 eroberten und verwüsteten sie Zwickau und Pirna und 1642 auch Zittau und Leipzig. Nur die Stadt Freiberg konnten sie nicht bezwingen. Mit dem Neutralitätsvertrag von Kötzschenbroda 1645 zwischen Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen und dem schwedischen General Königsmark endeten die Kriegshandlungen in Sachsen, nicht jedoch die verheerenden Truppendurchmärsche.

Als im Jahr 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde, war Sachsen verarmt, politisch bedeutungslos und stand in politischer Abhängigkeit der Habsburger, behielt aber die Ober- und die Niederlausitz unter böhmischer Lehnsherrschaft und mit eigener Landes- und Kirchenverfassung. 1656 spaltete Johann Georg die Fürstentümer Sachsen-Merseburg, Sachsen-Zeitz und Sachsen-Weißenfels ab gegen die „Väterliche Ordnung“ von 1499, welche Landesteilungen verbot. Johann Georg hatte in seinem Testament die Bildung von Sekundogenituren für die nicht nachfolgeberechtigten Prinzen verfügt.

Kugelpyramide Leipzig aus Kanonenkugeln aus dem Dreißigjährigen Krieg

Kugelpyramide Leipzig aus Kanonenkugeln aus dem Dreißigjährigen Krieg

Als der Dreißigjährige Krieg 1648 endete, hatte Sachsen etwa die Hälfte seiner Bevölkerung verloren, durch Krieg, Seuchen und Hunger. Dieser Verlust konnte durch den Zuzug von Glaubensflüchtlingen aus Schlesien und Böhmen gemildert werden. Wirtschaft, Handwerk, Handel und Bergbau lagen am Boden.

1656 stirbt Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, Nachfolger wird sein Sohn, Johann Georg II. von Sachsen. Er baute den von Kurfürst Christian I. begonnenen absolutistischen Herrschaftsstil aus.

Nur langsam erholte sich Sachsen von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges. Erst in den 1690er Jahren galt Sachsen dann wieder als Gewerbeland des Reiches, nicht zuletzt durch die bedeutenden Silberfunde bei Johanngeorgenstadt, die im Jahr 1666 beginnende Damastproduktion in Großschönau (Oberlausitz) und die Gründung der Dresdner Seidenmanufaktur 1674.

Weitere Höhepunkte und Tiefschläge in 600 Jahren sächsischer Geschichte:

1423 – Die Kurwürde fällt an die Wettiner

1485 – Die Leipziger Teilung

1547 – Der Schmalkaldische Krieg

1697 – Kurfürst Friedrich August I. wird König von Polen

1763 – Das Ende einer Ära

1813 – Das Ende Sachsens?

1831 – Der König bekommt ein Parlament

1918 – Das Ende der Monarchie

1952 – Sachsen verschwindet von der Landkarte

1990 – Die Neugründung des Freistaats Sachsen

Quelle: https://www.dresden-und-sachsen.de/geschichte/07_30jaehriger_krieg.htm

Bildquelle: Von Frans Luycx – www.royaltyguide.nl, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1501724;
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Autor: Mirko Seidel am 14. Jan 2023 14:21, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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