Persönlichkeiten

300 Jahre Amtsantritt von Johann Sebastian Bach in Leipzig

Bachs Weg von Eisenach nach Leipzig – 1685 bis 1723

Johann Sebastian Bach 1746

Johann Sebastian Bach 1746

30. Mai 1723, Gottesdienst in der Nikolaikirche zu Leipzig. Zum ersten Mal führt der neue Thomaskantor und Stadtmusikdirektor, Johann Sebastian Bach, ein Werk auf. Stille, nachdem Bach sein Werk beendet hat. Und dann Applaus – in der Kirche, zum Gottesdienst. Unglaublich!

Wer war dieser Bach, wie kam er nach Leipzig und war er hier angesehen?

Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Seine Mutter, Elisabeth Bach, starb bereits neun Jahre später und hinterließ ihrem Mann, Johann Ambrosius Bach, vier Kinder, das jüngste war Johann Sebastian. Anfang des Jahres 1695 starb auch der Vater. Der 1671 geborene Johann Christoph Bach übernahm die Erziehung seines jüngeren Bruders in Ohrdruf. Die Familie des Bruders wuchs und so wurde Johann Sebastian 1700 in das Michaeliskloster zu Lüneburg aufgenommen, wohl wegen seiner schönen Sopranstimme. Von Lüneburg reiste Bach mehrfach nach Hamburg und nach Celle. 1703 schloss Johann Sebastian Bach das Gymnasium ab und wurde als achtzehnjähriger in die Hofkapelle von Herzog Johann Ernst in Weimar aufgenommen. Bach blieb nur kurz und kam 1704 nach Arnstadt als Organist an der Neuen Kirche. In Arnstadt legte Bach wohl den Grundstein für sein späteres Schaffen, sein Amt nahm ihn nur dreimal in der Woche in Anspruch.

Schulmatrikel des Lyzeums Ohrdruf. J. S. Bach ist der vierte Schüler in der zweiten Liste

Schulmatrikel des Lyzeums Ohrdruf. J. S. Bach ist der vierte Schüler in der zweiten Liste

Eine Reise führte ihn 1705 nach Lübeck, um den Orgelmeister Dietrich Buxtehude zu hören. Viel zu spät kehrte Bach nach Arnstadt zurück und wurde vom Konsistorium streng gerügt, auch wegen seiner extravaganten Choralbegleitung. Man warf ihm vor, er würde sich mit dem Schülerchor gar nicht abgeben. Und so war es wohl auch, wohl aus Mangel an jeglichem organisatorischen Talent. Später warf man ihm auch vor, mit einer fremden Jungfer in der Kirche musiziert zu haben. Ein Affront, den Frauen war es nicht gestattet, in Kirchen zu singen.

Für Bach war die Lage in Arnstadt unhaltbar und er 1707 als Organist nach Mühlhausen. Sein Gehalt ist bekannt: 85 Gulden, 3 Malter Korn, 2 Klater Holz und 6 Schock Reißig, beides vor die Tür gebracht, dazu noch jährlich 3 Pfund Fische.

Am 17. Oktober heiratete Johann Sebastian Bach seine Cousine Maria Barbara Bach, Tochter des Organisten und Schreibers im Amt Gehren, Johann Michael Bach, in Dornheim bei Arnstadt. Vermutlich war sie die fremde Jungfer, die den Unmut über Bach in Arnstadt hervorrief.

Maria Barbara Bach, Schattenriss (um 1800)

Maria Barbara Bach, Schattenriss (um 1800)

Als Bach seine Stelle in Mühlhausen antrat, brannte ein Teil der Stadt ab, die Gemeinde befand sich in Spaltung zwischen Orthodoxen und Pietisten – die Bürger hatten andere Sorgen, als sich mit neuer Kirchenmusik zu beschäftigen. Sie waren froh, einen Organisten zu äußerst günstigen Konditionen gefunden zu haben. Bach sah das anders und bat nach einem Jahr um seine Entlassung.

Sein Weg führte ihn nach Weimar zu Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach, einer der gebildetsten Fürsten seiner Zeit. Die Hofkapelle bestand aus zwanzig Mitgliedern, darunter auch solche die auch als Lakaien, Köche oder Jäger arbeiteten. 1714 stieg Bach zum Konzertmeister auf und hatte von nun an Kantaten für die Gottesdienste zu liefern. Bei der Vergabe der Stelle des Kapellmeisters in Weimar 1716 wurde Bach übergangen. In Bach reiften Überlegungen, wie er Weimar denn schnellstmöglich verlassen könne. Als ihm Fürst Leopold von Anhalt-Köthen die Stelle als Kapellmeister anbot, griff Bach zu. Lukrativ war die Stelle in Köthen nicht, der Köthener Hof war reformiert, Kirchenmusik spielte also keine Rolle. Doch wer nur weg will nimmt, was er bekommen kann. Bach war in Köthen nur Leiter der Kammerkonzerte seines Landesherren.

Johann Sebastian Bach forderte seine alsbaldige Entlassung in Weimar wohl sehr nachdrücklich. Das missfiel Herzog Wilhelm Ernst und er ließ Bach am 2. November für einen Monat arrestieren. Zur Weihnachtszeit 1717 trat Bach seine neue Stelle in Köthen an.

Die Stelle in Köthen war für Bach wohl recht angenehm. Der Fürst war mit 25 Jahren sehr jung, gebildet, spielte Violine und ließ sich von Bach auf seinen Reisen begleiten. Sechs Jahre verbrachte Johann Sebastian Bach in Köthen, die angenehmsten seiner gesamten Laufbahn. Sein größter Schicksalsschlag fällt auch in diese Zeit. Im Juli 1720 kehrte Bach mit seinem Landesherrn von einer Reise aus Karlsband zurück und fand seine Frau nicht mehr lebend vor. Maria Barbara Bach unerwartet und war bereits beerdigt, als Bach wieder in Köthen eintraf.

Vier Kinder hinterließ sie ihrem Mann – Katharina Dorothea, 12 Jahre alt, Wilhelm Friedemann, 10 Jahre alt, Philipp Emanuel, 6 Jahre alt und sein ein Jahr jüngerer Bruder Johann Gottfried Bernhard.

Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722, Deckblatt

Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722, Deckblatt

Am 3. Dezember 1721 heiratetet Bach seine zweite Frau, Anna Magdalena Wülken, Sängerin am Hof von Fürst Leopold – Johann Sebastian Bach war 36 Jahre alt, Anna Magdalena 21 Jahre. Die Ehe verlief glücklich, Anna Magdalena kümmerte sich um die Kinder. 1722 und 1725 widmete Bach seiner Frau zwei Klavierbüchlein.

Bach hätte sein Leben in Köthen verbringen können, doch Hamburg zog ihn an. Die Organistenstelle zu St. Jacobi war frei. Bach spielte vor und fiel durch.

Im Juni 1722 wurde das Amt des Thomaskantors in Leipzig vakant. Ein, dem Vorgänger Johann Kuhnau, würdiger Nachfolger wurde gesucht. Bach stand nicht auf der Liste des Leipziger Rates. Eher Georg Philipp Telemann. Telemann war den Leipzigern durch seine Studienzeit 1701 bis 1704 und das von ihm gegründete collegium musicum in bester Erinnerung. Die Verhandlungen mit Telemann, die sich wohl über Monate hingezogen hatten, zerschlugen sich – die Hamburger zahlten besser. Nun stand Christoph Graupner auf der Wunschliste des Leipziger Rates, ein Schüler Kuhnaus. Doch sein Landesherr in Darmstadt ließ ihn nicht gehen. Johann Sebastian Bach bewarb sich erst Ende 1722 um die Stelle des Thomaskantors in Leipzig. Telemann und Graupner waren in Leipzig wohl bekannt, Bach nicht.

Die Nikolaikirche zu Leipzig 1749

Die Nikolaikirche zu Leipzig 1749

Das Probevorspiel in der Nikolaikirche ersparte man ihm nicht, ebenso wenig, wie Telemann. Am 7. Februar 1723 erklang die Kantate „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“. Am 5. Mai 1723 wurde Bach seine Ernennung eröffnet. Am 30. Mai 1723 trat er sein Amt an, bezog die Kantorenwohnung in der Thomasschule. Leipzig sollte die letzte Lebensstation des 38jährigen sein, aber das wusste Johann Sebastian Bach wohl 1723 noch nicht.

Bach in Leipzig 1723 bis 1750

Bachs Tod, Vergessenheit und Auferstehung

Bachs in Leipzig heute


Quelle: Albert Schweitzer: Johann Sebastian Bach. VEB Breitkopf & Härtel Musikverlag Leipzig, 1961

Stichworte:
, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

Autor: Mirko Seidel am 16. Apr 2023 12:44, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


Einen Kommentar schreiben

©2024 – architektur-blicklicht – Mirko Seidel, Sigismundstraße 3, 04317 Leipzig – Telefon: 0341 46 86 68 73
Touren, Tipps & Wanderungen per Rad, Auto und zu Fuß zu Burgen, Schlössern, Herrenhäusern, Kirchen, Industriebauten, Stadtansichten
in Leipzig, Sachsen & Mitteldeutschland
webdesign: agentur einfachpersönlich