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Grundsteinlegung für das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig

Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig

Der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig

Am 9. Oktober 2025 wird auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig der Grundstein für das Freiheits- und Einheitsdenkmal gelegt. Im Rahmen des Leipziger Lichtfestes laden die Stadt Leipzig und die Stiftung Friedliche Revolution zur feierlichen Grundsteinlegung ein.

Der 9. Oktober 1989 war der entscheidende Tag des Herbstes ´89, der Friedlichen Revolution. Etwa 70.00 Menschen demonstrierten auf dem Leipziger Innenstadtring für Freiheit und Demokratie. Mit dem Einheits- und Freiheitsdenkmal soll an den Herbst ´89 erinnert werden, der am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung Deutschlands führte.

Von 20.00 bis 22.00 Uhr erwartet alle Besucherinnen und Besucher am FREI_RAUM-Pavillon der Stiftung Friedliche Revolution auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig ein festliches Bühnenprogramm mit Musik und Gesprächen. Die Moderation des Abends übernimmt die Journalistin Alexandra Gerlach. Sie führt durch das Programm und kommt unter anderem mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Staatsminister Wolfram Weimer, mit dem Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, Leipzigs Ehrenbürgerin Gesine Oltmanns und der georgisch-deutschen Autorin Nino Haratischwili ins Gespräch.

Musikalischer Höhepunkt ist die Uraufführung des Chorwerkes „Unser Mut wird nah bei uns sein“ in Kooperation mit der Oper Leipzig. 170 Kinder und Jugendliche aus Leipzig und der Partnerstadt Lyon setzen ein musikalisches Zeichen für Freiheit und europäische Verbundenheit. Die Tanzcompany der Gerda-Taro-Schule umrahmt die Grundsteinlegung mit einer Performance.

Der Grundstein wird mittels einer besonderen Inszenierung enthüllt, die die Leipziger Agentur Hahnlive gemeinsam mit den preisgekrönten Künstlern und Architekten des künftigen Freiheits- und Einheitsdenkmals, ZILA Freie Architekten mit Bea Meyer und Michael Grzesiak, vorbereitet.

Quelle : Leipzig Tourismus und Marketing GmbH

Wandbild des Künstlers Michael Fischer-Art zum Thema Herbst ´89 am Brühl (nicht mehr vorhanden)

Wandbild des Künstlers Michael Fischer-Art zum Thema Herbst ´89 am Brühl (nicht mehr vorhanden)

Doch braucht Leipzig ein solches Denkmal? In der Leipziger Innenstadt befinden sich die „Originaldenkmale und -schauplätze“ des Herbstes ´89 – Nikolaikirche, Augustusplatz, Gewandhaus, Hauptbahnhof, Ev. Reformierte Kirche, Runde Ecke und nicht zuiletzt der Innenstadtring selbst. 1999 wurde auf dem Nikolaikirchhof die Nikolaisäule errichtet, 2002 das Wasserbecken des Architekten David Chipperfield eingeweiht. Die Lichtinstallation auf dem Nikolaikirchhof „public light – öffentliches Licht“ – 144 farbige Glaswürfel im Bodenpflaster, die eine Metapher für den aktiven Bürgerwillen und den Prozess des politischen Bewusstseins darstellen – wurde 2003 realisiert. Somit hat Leipzig, neben den Gebäuden, Plätzen und Straßen, bereits drei Denkmäler, die an die Ereignisse im Herbst 1989 erinnern. Wozu ein weiteres?

Die Lichtinstallation auf dem Nikolaikirchhof funktioniert seit Jahren nicht mehr. Wäre es nicht sinnvoller, Geld in die Hand zu nehmen, um diese Installation zum Leuchten zu bringen. Ganz abgesehen davon, dass das Pflaster auf dem Nikolaikirchhof bei Regen und Glätte eine Gefahr darstellt und ersetzt werden muss.

Nikolaikirche und Nikolaisäule in Leipzig

Nikolaikirche und Nikolaisäule in Leipzig

Warum das Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz? Die Montagsdemonstrationen im Herbst 1989 begannen auf dem Augustusplatz und folgtem dem Leipziger Innenstadtring gegen den Uhrzeigersinn. Am Wilhelm-Leuschner-Platz lösten sich die Demonstrationszüge auf. Ist dieser Platz dann der richtige Ort für ein solches Denkmal? Wo könnte sonst entstehen? Ein für mich wesentlich geeigneterer Ort ist der Matthäikirchhof. Nach der Zerstörung der Bebauung im 2. Weltkrieg ließen sich Staatssicherheit und Volkspolizei auf dem Areal nieder. Wo ließen sich Diktatur und Demokratie, eingesperrt sein und Freiheit besser in einem Denkmal darstellen, als an diesem geschichtsträchtigen Ort.

Es wird nicht mehr zu ändern sein – das Freiheits- und Einheitsdenkmal wird seinen Platz auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz bekommen, ob es einen Platz in den Herzen der Leipziger bekommt, bleibt abzuwarten.

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Autor: Mirko Seidel am 30. Aug. 2025 16:21, Rubrik: Artikel & Berichte, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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