Schlösser & Herrenhäuser

Leipziger Persönlichkeiten – Walter Cramer

Walter-Cramer-Ehrenmal in Leipzig

Walter-Cramer-Ehrenmal in Leipzig

Wilhelm Bernardo Walter Cramer wurde am 1. Mai 1886 in Leipzig als Sohn eines Textilunternehmers geboren. Cramers Vater war Inhaber der Großhandelsfirma Wollgarne Polter & Co., Mitglied des Aufsichtsrats der Kammgarnspinnerei Gautzsch AG in Gautzsch und ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Leipzig. Seine Mutter entstammte ebenfalls einer Kaufmannsfamilie.

Walter Cramer besuchte die Thomasschule zu Leipzig und wurde mithilfe der Kontakte des Vaters von 1904 bis 1906 im Textilbetrieb J. & W. Roberts im nordenglischen Bradford ausgebildet. Nach seiner Militärdienstzeit wurde Cramer Teilhaber und Prokurist der elterlichen Firma. Walter Cramer wurde 1910 Mitglied der angesehenen Leipziger Gesellschaft Harmonie.

Ab 1919 setzte sich Cramer für die sozialen Belange seiner Arbeiter ein, was ihm ein hohes Ansehen einbrachte. Walter Cramer befürwortete eine Mischung aus Kunstspinnfaser und Wolle. Dadurch konnte er die Abhängigkeit von Wollimporten verringern und so die Weltwirtschaftskrise zwischen 1928 und 1930 gut überstehen. Cramer gründete 1934 die Gesellschaft der Verarbeiter von Wolle mit Kunstspinnfaser (Wokafa).

Walter Cramer entwickelte sein Unternehmen mit mehreren Tochtergesellschaften zu einer der führenden Kammgarnspinnereien in Deutschland. Die in den 1940er Jahren eingeführten Preisstrafen für die nicht kriegswichtige Industrie trafen auch ihn. Anfang 1943 drohte das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition mit der Übernahme der Firma durch den Dessauer Rüstungskonzern Junkers & Co., was jedoch verhindert werden konnte. Im Herbst 1943 wurde das Werk teilweise stillgelegt, da die Mehrheit der Belegschaft zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im Februar 1944 wurden die Leipziger Werke durch Luftangriffe stark zerstört.

Ab 1920 war Walter Cramer Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), trat aber 1930 wegen der Kooperation mit der NSDAP aus der Partei aus. 1941 wurde Cramer im Goerdeler-Kreis um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler Teil des bürgerlichen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.
Cramer war in die Attentatspläne vom 20. Juli 1944 eingeweiht. Als vorgesehener „Politischer Beauftragter“ im Wehrkreis IV (Dresden) war Cramer Mitglied im Schattenkabinett Beck/Goerdeler. Nachdem bekannt wurde, dass das Attentat auf Adolf Hitler gescheitert war, floh Cramer nach St. Johann bei Reutlingen, wo er am 22. Juli 1944 von der Gestapo aufgespürt und festgenommen wurde.

Cramer war zunächst im Polizei-Gefängnis von Dresden inhaftiert und verbrachte zwei Monate im Gefängnis Lehrter Straße in Berlin. Verhöre mit schweren psychischen und physischen Misshandlungen fanden im „Hausgefängnis“ Prinz-Albrecht Straße 8 in Berlin statt. Am 27. September 1944 wurde Cramer ins Untersuchungsgefängnis Tegel verlegt. Über den katholischen Anstaltspfarrer Peter Buchholz gelangten mehrere tagebuchähnliche Aufzeichnungen Cramers aus der Haft zu seiner Familie. Am 14. November 1944 wurde Walter Cramer der Prozess vor dem Volksgerichtshof gemacht und wegen Hoch- und Landesverrat zum Tod verurteilt. Noch am selben Tag wurde Walter Cramer im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee gehängt. Er verlor alle Ehrenrechte, sein gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt, u. a. auch sein Landhaus in Leulitz bei Wurzen. Die Stadt Leipzig hat im Johannapark ein Ehrenmal für Walter Cramer errichtet. In Gohlis-Mitte ist eine Straße nach ihm benannt.

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Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 21. Mrz 2022 17:44, Rubrik: Schlösser & Herrenhäuser, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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