Geschichte & Geschichten

500 Jahre Renaissance in Leipzig

500 Jahre Haus „Goldene Schlange“

Der Erker in Barthels Hof in Leipzig

Der Erker in Barthels Hof in Leipzig

Im Jahr 1523 wurde das Haus „Goldene Schlange“ am Markt fertiggestellt – die Geburtsstunde der Renaissance in Leipzig.

Bis um 1500 waren die Leipziger Bürgerhäuser Fachwerkbauten, in Stein zu bauen war den Kirchen, Klöstern und wichtigen städtischen Bauten vorbehalten. Die aufstrebende Handels- und Messestadt Leipzig ermöglichte es im frühen 16. Jahrhundert nun auch den zu Wohlstand gekommenen Bürgern, ihre Häuser in Stein zu bauen – sie waren steinreich. Das Haus „Goldene Schlange“ wurde für Hieronymus Walther erbaut, Leipziger Faktor und Teilhaber der Augsburger Kaufherrenfamilie der Welser.

Das zum Markt gewandte, schmale Haus schmückte ein reich verzierter Erker, der von einem Volutengiebel mit Türmchen gekrönt war. Der Konsolstein des Erkers weist mit seinen gekreuzten Rippen noch gotische Züge auf. Die Stabprofiel der Fenster hingegen wurden später auch von Hieronymus Lotter am Alten Rathaus in Leipzig verwendet worden. Die Renaissance hatte 1523 auch in Leipzig Einzug gehalten.

Hauszeichen „Zur Goldenen Schlange“ Leipzig

Hauszeichen „Zur Goldenen Schlange“ Leipzig

Die vergoldete Schlange, die sich um ein Kreuz windet, gab dem Haus seinen Namen. Im unteren Brüstungsfeld des Erkers sind die Wappen der Familien Walther und Preußer dargestellt. Im mittleren Brüstungsfeld ein Spruchband mit vergoldeten Buchstaben: Waltherus senior positas Hieronymus edes; Magnificis primus sumptibus extulerat; Dum regit hanc urbem Georgius iclytus Heros;Saxoniae princeps, Dux pictate sacer Quassatam miseri Petri quo tempore navem Cum Carolo quinto, sexte Adriane tenes Quodsi post Christum natum numeraveris annos CalCVLVs e Viso CarMine CertVS erlt.

Barthels Hof vor 1870

Barthels Hof vor 1870

Das Chronogramm der letzten Textzeile nennt in verschlüsselter Form das Erbauungsjahr 1523, addiert man die lateinischen Großbuchstaben.

1747 bis 1750 baute George Werner das Anwesen um, das nun nach seinem neuen Besitzer Barthels Hof hieß. 1870/71 wurde das Vorderhaus unter dem Architekten Leopold Grimm in neobarocken Formen neu aufgeführt. Erker und Giebel wurden in den Hof umgesetzt. Der Giebel wurde im 2. Weltkrieg zerstört und 1996 wieder hergestellt.

Das 16. Jahrhundert war die erste große Blütezeit der Stadt Leipzig. Prächtigen Bürgerhäuser und städtische Gebäude entstanden. Noch heute erzählen das Alte Rathaus, die Alte Waage, Webers Hof und das Haus Hainstraße 8 von dieser Zeit.

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Autor: Mirko Seidel am 19. Apr 2023 16:03, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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