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Leipziger Persönlichkeiten – Anna Catharina Elisabeth Heinicke

Anna Catharina Elisabeth Heinicke im Alter von 64 Jahren

Anna Catharina Elisabeth Heinicke im Alter von 64 Jahren

Anna Catharina Elisabeth Heinicke, geb. Kludt, wurde am 9. November 1757 in Jüthorn geboren. Ihre beiden taubstummen Brüder wurden von Samuel Heinicke in Sprechen, Lesen und Schreiben unterrichtet. Mit 18 Jahren heiratete Kludt ihr Mann starb bereits nach einem Jahr.

Samuel Heinicke war ebenfalls verwitwet mit vier Kindern. 1778 heirateten Samuel Heinicke und Anna Catharina Elisabeth Kludt, beide zogen mit den neun taubstummen Schülern nach Leipzig um. Am Rossplatz eröffneten sie das Churfürstlich-Sächsische Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen. Anna Catharina Elisabeth Heinicke war den Umgang mit Taubstummen gewöhnt und betätigte sich als Pflegemutter, war für den großen Haushalt verantwortlich und unterwies die Schülerinnen in weiblichen Handarbeiten.

1790 starb Samuel Heinicke und Anna Catharina Elisabeth blieb mit 32 Jahren als unversorgte Witwe mit den Kindern zurück. Heinickes schon 1782 an den sächsischen Kurfürsten gerichtetes Gesuch, seiner Frau nach seinem Tod ein Witwengehalt von 200 Talern zu gewähren, war abgelehnt worden.

Anna Catharina Elisabeth Heinicke teilte in Zeitungsanzeigen mit, dass der Unterricht auch nach dem Tod ihres Mannes fortgesetzt werde. Sie übernahm die Leitung der Schule mit damals vier Schülern. In mehreren Schreiben bewarb sie sich beim Kurfürsten in Dresden um die Direktion und bat ferner darum, den Hilfslehrer August Friedrich Petschke aus Gründen der Disziplin und Sicherheit ebenfalls weiter zu beschäftigen.

Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen ließ das Jahresgehalt Heinickes von 400 Talern weiter an die Witwe zahlen und übertrug im Oktober 1790 Anna Catharina Elisabeth Heinicke und August Petschke die gemeinsame Leitung des Instituts. Heinicke lehnte den Heiratsantrag Petschkes ab und so kam es Problemen in der Zusammenarbeit. 1792 wurde sie per kurfürstlichem Dekret zur alleinigen Leiterin des Instituts, Petschke zum ersten Lehrer ernannt.

Als Direktorin war Anna Catharina Elisabeth Heinicke für pädagogische Fragen zuständig und trug die wirtschaftliche, finanztechnische und personelle Verantwortung. Sie führte das Institut nach den Prinzipien ihres Mannes weiter, entwickelte es aber auch weiter. Anna Catharina Elisabeth Heinicke schlug vor, geistig schwache, nicht-taubstumme Schüler auszuschulen und die Schulzeit der taubstummen Schülerinnen und Schüler zu verlängern, um bei ihnen das Gelernte weiter zu festigen. 1810 wurde ihr Antrag bewilligt, der Taubstummen den Weg in die eigene Berufstätigkeit erleichtern sollte. Lehrmeister, die einen Taubstummen als Lehrling aufnahmen, erhielten eine einmalige Prämie von 50 Talern. Während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 bewies sie Mut und Weitsicht, als sie für die 24 Zöglinge ein sicheres Quartier suchen musste. 1818 wurde am Institut eine Sonntagsschule eingerichtet, die Weiterbildung und gesellige Zusammenkünfte auch für erwachsene Gehörlose anbot.

Das Legat der Witwe Luise Carl von 1815 in Höhe von 40.000 Taler verbesserte die Situation wesentlich. Dank der Stiftung konnte Heinicke 1821 das erste eigene Gebäude in der Klitzschergasse 806 in der Nähe der Pleißenburg erwerben, das nach Umbauten 1822 als Leipziger Taubstummenanstalt eröffnet wurde.

Im September 1839 erlebte Anna Catharina Elisabeth Heinicke noch die Grundsteinlegung für den ersten städtischen Neubau des Taubstummen-Instituts vor dem Windmühlentor. Anna Catharina Heinicke starb am 6. August 1840 in Leipzig.

Seit 1915 befindet sich die Samuel-Heinicke-Schule, heute Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte Leipzig, in der Karl-Siegismund-Straße 2 in Reudnitz.

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weitere Quelle: https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/frauen/1000-jahre-leipzig-100-frauenportraets/detailseite-frauenportraets/projekt/heinicke-anna-catharina-elisabeth-geborene-kludt
Bildquelle: Von Wilhelm Gottfried Bauer – leipzig.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49445680


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Autor: Mirko Seidel am 12. Apr 2023 16:09, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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