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Leipziger Persönlichkeiten – Johann Gottfried Seume

Johann Gottfried Seume

Johann Gottfried Seume

Johann Gottfried Seume wurde am 29. Januar 1763 in Poserna geboren. Der Sohn eines Landwirts besuchte die Dorfschule und die Lateinschule in Borna. Von 1776 bis 1777 war Seume Schüler an der Nikolaischule in Leipzig.

Johann Gottfried Seume studierte 1780/81 an der Universität Leipzig Theologie. 1781 wurde Seume auf dem nach Paris von hessischen Soldatenwerbern ergriffen und zum Dienst in der Armee gezwungen. Der Landgraf von Hessen-Kassel schickt ihn nach England in den Kampf im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Im August 1782 traf Seume bei Halifax in Kanada ein, es gab jedoch keine Kampfhandlungen mehr. Seumes Bewunderung für die natürliche Ungezwungenheit der Einwohner schlug sich in seinem oft zitierten Gedicht „Der Wilde“ nieder – „Ein Kanadier, der Europens übertünchte Höflichkeit nicht kannte…“.

Das Göschenhaus in Hohnstädt bei Grimma

Das Göschenhaus in Hohnstädt bei Grimma

Im Spätsommer 1783 wurde Johann Gottfried Seume nach Bremen zurücktransportiert. Nach der Flucht aus der hessischen Armee wurde Seume von Werbern des preußischen Königs Friedrich II. nach Emden gebracht, wo er bis 1787 als Musketier diente. Zwei Fluchtversuche aus dem preußischen Dienst scheiterten.

Nachdem Seume gegen Kaution Urlaub aus dem preußischen Dienst gewährt wurde, ging er nach Leipzig, wohnte im Haus Markt 6 und studierte an der Universität von 1789 bis 1792 Jura, Philosophie, Philologie und Geschichte. Johann Gottfried Seume beendete das Studium und arbeitete danach wie schon während des Studiums als Hofmeister. Seumes Anstellung im Dienste des Grafen Gustav Otto Andreas von Igelström verschaffte ihm bald eine Stelle als Sekretär mit Offiziersrang von dessen Bruder, dem russischen General Otto Heinrich von Igelström. Seume erlebte die Niederwerfung des polnischen Aufstandes auf der Seite der herrschenden Russen und wurde 1796 aus der russischen Armee entlassen.

Seume arbeitete von 1797 an bis zu seiner ersten großen Wanderung 1801 in Grimma als Korrektor bei seinem Freund, dem Verleger Georg Joachim Göschen. 1797 veröffentlichte Seume mit Karl von Münchhausen den gemeinsamen Gedichtband „Rückerinnerungen“.

Wohn- und Geschäftshaus Markt 6 Leipzig

Wohn- und Geschäftshaus Markt 6 Leipzig

Ab 1801 unternahm Johann Gottfried Seume zwei große Reisen, die ihn in weite Teile Europas führten. 1801/1802 reiste er nach Syrakus und legte weite Teile der 6.000 km zu Fuß zurück. Am Ende seines Werkes „Spaziergang nach Syrakus“ schrieb Johann Gottfried Seume nicht gleich eine Elegie auf seinen Schuhmacher namens Heerdegen, doch gedachte er Heerdegen in folgenden Worten: „…Zum Lobe meines Schuhmachers, des mannhaften alten Heerdegen in Leipzig, muß ich Dir noch sagen, daß ich in den nämlichen Stiefeln ausgegangen und zurückgekommen bin, ohne neue Schuhe ansetzen zu lassen, und daß diese noch das Ansehen haben, in baulichem Wesen noch eine solche Wanderung mitzumachen.“ Dazu kam es auch, allerdings musste er ihre Besohlung während seines Spazierganges in Palermo zum zweiten Mal reparieren lassen, wie er selbst schrieb.

Das ehemalige Göschen-Verlagshaus in Grimma – heute Seumehaus, Markt 11

Das ehemalige Göschen-Verlagshaus in Grimma – heute Seumehaus, Markt 11

Über Paris kehrte Seume nach Leipzig zurück, war er als Schriftsteller tätig und erteilte als Hauslehrer Sprachunterricht. Eine zweite Reise führte ihn 1805/1806 nach Russland, Finnland und Schweden. Seine Eindrücke auf diesen Reisen beschrieb er mit besonderem Blick auf die jeweiligen sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnisse.

Johann Gottfried Seume gilt als kulturhistorischer Reiseschriftsteller, der mit Genauigkeit und Nüchternheit über die Verhältnisse in fremden Ländern berichtete. Seine ersten zwanzig Lebensjahre bis zur Rückkehr aus Amerika schildert Johann Gottfried Seume in seiner Autobiographie „Mein Leben“ 1809, die 1813 posthum erschien.

Seume war wohl ein umgänglicher Mensch, stieß aber mit der Entschiedenheit seiner Anschauungen viele ab. Über seine asketische Lebensweise sagte Seume:

„Ich trinke keinen Wein, keinen Kaffeeh, keinen Liqueur,
rauche keinen Tabak und schnupfe keinen,
eße die einfachsten Speisen,
und bin nie krank gewesen, nicht auf der See und unter den verschiedensten Himmelstrichen.“

Ein weiteres, sehr berühmtes Zitat, das ihm zugeordnet wird, lautet:
„Wo man singt, da laß’ dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder.“

Hierbei handelt es sich mit einiger Sicherheit um eine im Volksmund entstandene Abwandlung einer Strophe seines Gedichtes Die Gesänge von 1804:
„Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder.“

In seinen letzten Lebensjahren verschlechterten sich Seumes finanzielle Situation und seine Gesundheit. Eine russische Offizierspension wurde zunächst abgelehnt. Zu einem Fußleiden kam 1808 ein schweres Nieren- und Blasenkrankheit hinzu. Als sich das Fußleiden besserte, wanderte Seume nach Weimar zu seinem Freund Christoph Martin Wieland. Seume erhoffte sich Heilung im böhmischen Teplitz, lieh sich Geld und wanderte mit Christoph August Tiedge zum Kurort. In Teplitz starb Johann Gottfried Seume zehn Tage nach seiner Ankunft am 13. Juni 1810. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof in Teplitz. Die Nachricht von der Bewilligung seiner Pension erreichte ihn nicht mehr. Die Seumestraße in Knautkleeberg-Knauthain ist nach ihm benannt.

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Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Seume#/media/Datei:SeumeJG.jpg

Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 17. Jul 2022 15:35, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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