Stadt Leipzig

Leipziger Persönlichkeiten – Gustav Köllmann

Vorzugsaktie über 1000 RM der Köllmann Werke AG vom 9. Oktober 1941

Vorzugsaktie über 1000 RM der Köllmann Werke AG vom 9. Oktober 1941

Gustav Köllmann wurde am 10. März 1874 in Barmen geboren. Nach seinem Maschinebaustudium in Karlsruhe arbeitete Köllmann als Praktikant in Chemnitz. Am 18. Juli 1904 gründete Gustav Köllmann in Leipzig die Mechanische Werkstatt G. Köllmann GmbH und produzierte ab 1905 vorwiegend Präzisionszahnräder. Die Firma hieß ab 1907 Zahnräderfabrik Köllmann GmbH erhielt und war spezialisiert auf die Herstellung von Kegelrädern für Hinterachsen und Wechselgetriebe für die Automobilindustrie und war damit die erste Spezialfabrik in Deutschland auf diesem Gebiet.

1912 wandelte Gustav Köllmann das Unternehmen in eine Familien-Gesellschaft um, die Zahnräderfabrik Köllmann-AG, ab 1928 Köllmann-Werke AG. Um die benötigten Werkzeuge für die Zahnradfertigung selbst herstellen zu können, gründete Köllmann 1919 in Leipzig die Köllmann Werkzeugfabrik GmbH. Im 1. Weltkrieg produzierte das Unternehmen für die Automobil-, Flugzeug- und Luftschiffindustrie. Die Köllmann-Werke lieferten seit 1927 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Getriebe-Gesellschaft mbH Berlin die ersten synchronisierten Triebwagengetriebe für die Deutsche Reichsbahn.

1931 übernahm Gustav Köllmann die Köllmann Maschinenbau GmbH, eine Maschinen- und Zahnräderfabrik seines Bruders in Langenberg/Rheinland, und baute dort Langfräsmaschinen. 1935 wurde in der Oststraße 5 in Liebertwolkwitz (heute Ostende 5) das Zweigwerk Köllmann-Getriebebau GmbH gegründet. 1941 übernahm Gustav Köllmann die Deutsche Getriebe-Gesellschaft in Berlin.

Gustav Köllmann wohnte in einer Villa in der Friedensstraße 6 in Gohlis. Im 2. Weltkrieg wurden in den Werken, die zu 35 % dem Thyssen-Konzern gehörten, über 500 Zwangsarbeiter beschäftigt und Getriebe für Rüstungszwecke gefertigt.

Wolfgang Heinze, Syndikus der Köllmann Werkzeugfabrik GmbH, wurde 1944 wegen Widerstandshandlungen gegen den Nationalsozialismus von der Gestapo verhaftet und am 12. Januar 1945 in Dresden hingerichtet.

Gustav Köllmann wurde im November 1945 durch eine Belegschaftsversammlung einstimmig abgesetzt. Das Leipziger Hauptwerk und die Werkzeugfabrik in der Torgauer Straße 74 und 80 wurden durch die sowjetische Besatzungsmacht demontiert. Die noch verbliebenen Teile des Leipziger Werks wurden 1948 verstaatlicht und der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Maschinenbau unterstellt. Das Werk in Liebertwolkwitz war ab 1. Juli 1946 Sowjetische Aktiengesellschaft für Maschinenbau Köllmann-Getriebebau GmbH. Beide Betriebsteile wurden 1958 mit der Maschinenfabrik G. E. Reinhardt Buchdruck-Metallutensilien in der Waisenhausstraße 19 (heute Arno-Nitzsche-Straße) zum VEB Fahrzeuggetriebewerke »Joliot-Curie« Leipzig zusammengeführt, ab 1978 dem VEB IFA-Kombinat Nutzfahrzeuge Ludwigsfelde unterstellt.

Nach 1990 ging aus dem Connewitzer Werk das Zahnradwerk Leipzig hervor. 1991 wurde das Unternehmen in die Liebertwolkwitzer Betriebsstätte verlegt und 1993 als Zahnradwerke Leipzig GmbH reprivatisiert. 1998 erfolgte nach Liquiditätsproblemen die Gesamtvollstreckung. 1999 konnte die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH gegründet werden. In das von Otto Droge 1938 umgebaute Fabrikgebäude in der Torgauer Straße zog nach umfassender Sanierung das Stadtarchiv Leipzig ein (Sitz bis 2019).

Gustav Köllmann starb am 5. Juni 1966 in Langenberg/Rheinland.

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Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_K%C3%B6llmann#/media/Datei:K%C3%B6llmann_Werke_AG_1941_1000_RM.jpg

Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 28. Jul 2022 17:23, Rubrik: Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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