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Leipziger Persönlichkeiten – Cecilia von Haugwitz

Die Nonnenmühle in Leipzig von Norden mit den beiden Wasserkünsten (links), um 1880

Die Nonnenmühle in Leipzig von Norden mit den beiden Wasserkünsten (links), um 1890

Cecilia von Haugwitz (auch Haubitz) wurde um 1509/1510 in Kleeberg (heute Markkleeberg) geboren. Ihr Vater war Georg von Haugwitz, ihre Mutter Christine (von) Pflug.

Cecilia von Haugwitz kam um 1512/13 in das Kloster St. Georg der Zisterzienserinnen in Leipzig, wo sie in der Klosterschule eine Grundausbildung in Schreiben, Lesen, Latein, Rechnen, liturgischem Gesang und textilem Handwerk erhielt. Ihr Leben war durch das Gelübde geprägt, durch täglichen Chor-, Gebets- und Memoriadienst in der Klosterkirche.

Cecilia von Haugwitz wurde 1537 mit 28 Jahren zur Äbtissin erwählt als Nachfolgerin der Äbtissin Margareta Pflug. Aus ihrer Hand stammt ein beträchtlicher Teil der noch überlieferten Schriftquellen zur Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Nonnenklosters.

1538 beschwerte sich Cecilia von Haugwitz persönlich beim Bischof in Merseburg über die Klostergemeinschaft und die schlechte wirtschaftliche Lage und bat um ihre Enthebung, was ihr verwehrt wurde. Die Klosterfrauen und das Klostergesinde ließen es wohl an Respekt und Gehorsam fehlen, einige Familien der Nonnen verweigerten schon seit Jahren die zuvor zugesagten Einkünfte. Das waren spürbar krisenhafte Einflüsse der Reformation, die sich in den angrenzenden sächsisch-ernestinischen Gebieten schon durchgesetzt hatte.

Nach der Einführung der Reformation in Leipzig 1539 bat Cecilia von Haugwitz die landesherrlichen Bevollmächtigten um baldmögliche Amtsenthebung. Sie begründete ihren Entschluss mit ihrem unfreiwilligen, viel zu jungen Eintritt, dem Ungehorsam ihrer Untergebenen und dem nicht mehr aufhaltbaren wirtschaftlichen Niedergang des Klosters.

Der Großteil der noch 39 in Leipzig lebenden Nonnen wehrte sich aufgrund der ungeklärten wirtschaftlichen Situation gegen den Klosteraustritt und nahm die neue Religion nur zögerlich an. Cecilia und ihre beiden Schwestern Brigitta und Agnis verließen Anfang 1541 das Nonnenkloster und erhielten dafür eine Abfindung von insgesamt 600 Gulden ausbezahlt.

Erst 1543 traten die bis dahin verbliebenen 28 Nonnen unfreiwillig aus dem Kloster aus und erhielten fortan Pensionen von ca. 10 bis 30 Gulden im Jahr. Das Kloster samt seiner Güter und abgabepflichtigen Dörfer war bereits an den Leipziger Stadtrat verkauft worden. Die Klostergebäude wurden 1545 für den Bau der Stadtbefestigung abgerissen. Die zum Kloster gehörende Nonnenmühle kam ebenfalls an den Rat und wurde 1890 abgebrochen.

Cecilia von Haugwitz und ihre Schwestern wurden von ihrem Bruder Tietz aufgenommen, der die Vormundschaft über sie ausübte. Nach dem Tod von Tietz 1545 waren die Schwestern gezwungen, den laufenden Unterhalt von ihren Verwandten zu erstreiten. Vormund wurde nun ihr Schwager Heinrich Hildebrand von Einsiedel d.Ä., mit dem Cecilia von Haugwitz einen regen Schriftwechsel führte. Mit ihrer Schwester Agnis verantwortete sie bis mindestens 1566 die Organisation und die Haushaltung eines Teils der Familiengüter, wobei ihr die Erfahrung aus ihrer Klosterzeit zugutekam.
Beide Schwestern blieben unverheiratet, lebten bis zu ihrem Lebensende auf dem Rittergut Kleeberg und taten sich als Stifterinnen für die örtliche evangelische Pfarrkirche und Schule hervor.

Cecilia von Haugwitz war die letzte Äbtissin in Leipzig. Sie starb Ende Oktober 1571.

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Quelle: https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/frauen/leipziger-frauenportraets#c239597
Bildquelle: Ernst Heyn (1841–1894) – Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inv.Nr. H 474
Die Nonnenmühle in Leipzig von Norden mit den beiden Wasserkünsten (links) um 1880. Aquarell von Ernst Heyn von 1890.


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Autor: Mirko Seidel am 21. Mrz 2023 15:37, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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