Geschichte & Geschichten

Architektur der Jahrhunderte in Leipzig – Romanik & Gotik

Nikolaikirche zu Leipzig

Nikolaikirche zu Leipzig

Das Bild der mittelalterlichen Stadt Leipzig dürfte nicht allzu spektakulär gewesen sein. Fachwerkhäuser, Lehm und Stroh. Nur wenige Steinbauten gab es in der Stadt – die Klöster, Kirchen, Burgen. Wohl erst im späten 14. Jahrhundert entstehen die ersten Bürgerhäuser aus Stein und das erste Rathaus.

Nur zwei oberirdisch sichtbare Gebäude sind aus der Zeit des Mittelalters in der Innenstadt von Leipzig erhalten geblieben – die Nikolaikirche und die Thomaskirche.

Ev. Nikolaikirche zu Leipzig

Um 1165, nachdem Leipzig durch Markgraf Otto von Meißen das Stadt- und Marktrecht verliehen wurde, beginnen die Bürger von Leipzig mit dem Bau ihrer romanischen Stadtkirche St. Nikolai. Der erste Bau mit einer zweitürmigen Fassade war kleiner, als die heutige Kirche. Im frühen 14. Jahrhundert wurden der Chor erhöht, verlängert und gewölbt und das Querhaus erhöht. Wenig später wurden die Obergeschosse des Turms oktogonal aufgeführt. Im frühen 16. Jahrhundert ist die Kirche wohl zu klein geworden. Das Kirchenschiff wird abgetragen und zwischen 1513 und 1525 eine dreischiffige gotische Hallenkirche vermutlich durch Benedikt Eisenberg gebaut. An der Stellung des fünften Pfeilerpaars lässt sich ablesen, dass wohl auch eine Verlängerung der Kirche nach Osten geplant war. War es die Zeit der Reformation oder Geldmangel, die den Umbau beendeten?

Schiff der Nikolaikirche zu Leipzig

Schiff der Nikolaikirche zu Leipzig

Um 1560 erhält die Nikolaikirche ihren dritten Turm durch Hieronymus Lotter und Paul Speck. Im 17. und 18. Jahrhundert erhält die Nikolaikirche außen Betstübchen. 1730/1731 erfolgt eine Turmerhöhung durch Johann Michael Senckeisen. Um 1759 wird auch die Westfassade durch den Einbau eines neuen Portals verändert.

Das Innere der Kirche wird 1784 bis 1789 durch Johann carl Friedrich Dauthe völlig neu gestaltet und es entsteht einer der eindrucksvollsten klassizistischen Kirchenräume in Deutschland. Angeregt hatte den Umbau der Leipziger Bürgermeister Carl Wilhelm Müller. Die Ausmalung des neuen Kirchenraumes übernimmt der Leipziger Maler Adam Friedrich Oeser. 1859 bis 1866 wird eine neue Orgel durch Friedrich Ladegast eingebaut. Die Logenanbauten werden 1901 und 1902 abgebrochen und Kapellen und Treppenhäuser angebaut durch Richard Tschammer und Georg Weidenbach.

Die Nikolaikirche vereint in ihrem inneren und äußeren Bild die Baugeschichte in Leipzig von der Romanik bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Bildergalerie Nikolaikirche zu Leipzig

Ev. Thomaskirche zu Leipzig

Nordseite der Thomaskirche zu Leipzig

Nordseite der Thomaskirche zu Leipzig

Die Thomaskirche geht auf einen älteren Bau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zurück. 1212 wird dieser Bau erweitert und der Chor verlängert. Der Turm entsteht in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und wird ca. 100 Jahre später erhöht. 1355 erfolgt eine Weihe der Kirche, nachdem der Chor nochmals verlängert wurde.

1482 wird die romanische Kirche abgebrochen und der Bau eines neuen Kirchenschiffs beginnt. Es entsteht eine dreischiffige, gotische Hallenkirche, bis 1489 geleitet durch Konrad Pflüger. 1570/1571 erfolgt der Einbau der Emporen durch Hieronymus Lotter. Hans Richter d.J. gestaltet 1639 den Innernaum der Thomaskirche völlig um in Geschmack des barocken Zeitalters. Durch Johann Gregor Fuchs erhält der Turm 1702 einen neuen Abschluss.

Schiff der Thomaskirche zu Leipzig

Schiff der Thomaskirche zu Leipzig

Das Innere der Thomaskirche wird 1878 bis 1889 durch Konrad Lipsius historistisch umgestaltet. Die barocke Gestaltung und Ausstattung geht verloren. Auch der Außenbau erhält in dieser Zeit seine heutige, neogotische Gestalt. An der Westseite entsteht das prächtige Portal.

1961 bis 1969 wird der Innenraum erneut umgestaltet mit dem Ziel, den mittelalterlichen Charakter der Kirche wieder herzustellen. Die historistische Gestaltung geht damit verloren.

Die Thomaskirche vermittelt heute das Bild einer gotischen Kirche, die im 19. Jahrhundert im Geschmack der Zeit überformt wurde.

Bildergalerie Ev. Thomaskirche zu Leipzig

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Quellen:
Wolfgang Hocquél: Leipzig Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart, Passage Verlag Leipzig, 2010
Wolfgang Hocquél: Leipzig Baumeister und Bauten, Tourist Verlag Berlin Leipzig, 1990

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Autor: Mirko Seidel am 8. Nov 2019 15:46, Rubrik: Geschichte & Geschichten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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