Persönlichkeiten

Leipziger Persönlichkeiten – Hubert Ritter

Nibelungensiedlung (Rundling) in Lößnig

Nibelungensiedlung (Rundling) in Lößnig

Hubert Hans Ritter wurde am 17. März 1886 in Nürnberg geboren. Der aus einer Nürnberger Künstlerfamilie stammende Ritter zog mit seiner Mutter nach dem Tod des Vaters 1888 nach München. Dort besuchte Hubert Ritter nach der Volksschule das humanistische Wilhelmsgymnasium, wo er sein Abitur ablegte. Anschließend studierte Hubert Ritter an der Technischen Hochschule München und trat auf Empfehlung seines Lehrers Friedrich von Thiersch schon als Student in den akademischen Architektenverein München ein. 1909 nahm Ritter in Thierschs Frankfurter Büro seine Tätigkeit als Architekt auf und arbeitete an der Planung von Festhalle und Erweiterung des Kurhauses Wiesbaden.

Ritter entwarf das Gebäude für ein Kasperltheater in München und durfte neben seiner Amtstätigkeit ein Privatbüro eröffnen. Ende 1910 führte Hubert Ritter seinen ersten großen Auftrag in München aus, einen Bebauungsplan. Ritter war im Kreisbaureferat bei der Regierung von Oberbayern und von 1913 bis 1924 als Stadtbaumeister in der kommunalen Hochbauverwaltung der Stadt Köln tätig. Der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer war von Ritters finanzieller Gliederung des Gebäudekomplexes begeistert war und Ritter wurde mit dem Umbau des Kölner Rathauses beauftragt.

Europahaus am Augustusplatz in Leipzig

Europahaus am Augustusplatz in Leipzig

1917 übernahm Hubert Ritter die Leitung des Baureferats der Kriegsamtsstelle in Koblenz und im Januar 1923 erfolgte Ritters Ernennung zum Baurat auf Lebenszeit. Ritter bewarb sich um die ausgeschriebenen Stellen eines Stadtbaurates in Nürnberg und in Leipzig. Am 21. November 1924 trat Hubert Ritter seinen Dienst in Leipzig an. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Erstellung eines Generalbebauungsplanes. Dieser sah die Bebauung des Rings in Leipzig mit achtgeschossigen Bürohäusern vor und an städtebaulichen wichtigen Stellen Hochhäuser. Ausgeführt wurde nur das Europahaus am Augustusplatz. Die Familie Ritter wohnte kurzzeitig in der Südstraße (heute Karl-Liebknecht-Straße) und bezog das Erdgeschoss eines vom Architekten Riedel neu erbauten Hauses in der Rückertstraße 18.

In Leipzig initiierte Hubert Ritter die im März 1927 stattfindende „Siedlungswoche“ und diskutierten mit Vertreter der Städte Amsterdam, Berlin, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Leipzig, London, Wien, Zürich sowie von Städten aus den USA über modernen Wohnungs- und Siedlungsbau. Hubert Ritter wurde Mitglied der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen und war zusammen mit Walter Gropius Mitglied im Ausschuss für Stahlbauweisen.

Im November 1930 verlangten SPD, KPD und NSDAP die Ausschreibung der Stadtbauratsstelle, und es kam überraschend zu einer Hetzkampagne gegen Ritter, der in der Stadtverordnetensitzung im Dezember 1930 nicht wiedergewählt wurde.

Bestandteil des Generalbebauungsplans für Leipzig von Hubert Ritter 1924 war auch das Universitäts-Klinikviertel. 1931 stieg Ritter als freischaffender Architekt in den Krankenhausbau ein. Sein erster freier Auftrag war die Fertigstellung des Neubaus des St. Elisabeth-Krankenhauses in Leipzig.

Neues Grassimuseum Leipzig

Neues Grassimuseum Leipzig

Nach 1936 erhielt Ritter aufgrund einer Verfügung des sächsischen Gauleiters Martin Mutschmann keine öffentlichen Aufträge mehr. Wahrscheinlich durch Vermittlung eines Studienfreundes erhielt Hubert Ritter 1940 den Auftrag für den Generalbebauungsplan der Stadt Krakau.

Juni 1945 besorgte sich Ritter in Bad Ems einen der ersten US-amerikanischen Passierscheine, um als ehemaliger Leipziger Stadtbaurat beim Wiederaufbau der Krankenhäuser mitzuarbeiten, woran die Leipziger Stadtverwaltung jedoch kein Interesse hatte. Als Leipzig unter Sowjetische Besatzungsmacht kam, wurde er von der Besatzungsmacht verpflichtet, russische Militärkrankenhäuser zu bauen.

Nachdem Ritters städtebaulichen Vorschläge in Leipzig nicht auf Interesse gestoßen und seine Vorplanung für ein Hotel am Hauptbahnhof abgelehnt wurde, ging er 1952 nach München. Dort beschäftigte er sich im Büro seines Sohnes Hans Ritter vor allem mit dem Wiederaufbau von Krankenhäusern, wie dem Klinikum rechts der Isar, der Universitätsklinik Köln oder 1956 dem Erweiterungsbau des St. Elisabeth-Krankenhauses in Straubing. Seine letzte Arbeit war das Vorprojekt für das St. Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen.

Hubert Ritter starb am 25. Mai 1967 in München.

Zu den Bauten und Entwürfen von Hubert Ritter gehören:

Heithaus der ehem. Kinderklinik in Reudnitz

Heithaus der ehem. Kinderklinik in Reudnitz

in München:

  • 1910: Kasperltheater Birkenmeyer,
  • 1910 bis 1911: Wohnhäuser in der Widenmayerstraße,
  • 1911 bis 1912: Wohnanlage in der Winzerstraße,
  • 1912: Wohnhaus Nymphenburger Straße Ecke Landshuter Allee,

in Köln:

  • 1913 bis 1916: Umbau des Rathauses Köln,
  • 1920: Stadtverordnetensaal im Spanischen Bau des Kölner Rathauses,
  • 1922 bis 1923: Volksschule am Sülzgürtel (später: „Theodor-Heuss-Realschule“),
  • 1922 bis 1923: Frauen-Altersheim, Jakobstraße,

Siedlung Schönefelder Allee in Schönefeld

Siedlung Schönefelder Allee in Schönefeld

in Leipzig:

  • 1925 bis 1929: Neues Grassimuseum, Johannisplatz 5–11 (städtebaulicher Vorentwurf und Gesamtleitung; Architekten: Carl William Zweck, Hans Voigt),
  • 1925: Fleischgroßmarkthalle auf dem städtischen Vieh- und Schlachthof (mit Carl James Bühring, abgebrochen),
  • 1925 bis 1926: Planetarium (im 2. Weltkrieg zerstört),
  • 1925 bis 1926: Umbau samt Verkürzung um 7 Meter des 1907/1908 errichteten 65 Meter hohen Wasserturms, Tauchaer Straße 14 (zusammen mit Carl James Bühring),
  • Großmarkthalle Leipzig

    Großmarkthalle Leipzig

  • 1926: Wohnbebauung mit 216 Typenwohnungen, Mockauer Straße 32–76, Friedrichshafner Straße 69, 70, Gontardweg 137 („Rote Front“),
  • 1926 bis 1927: Kesselhaus der Kinderklinik, Eilenburger Straße,
  • 1927: Pfeilerhalle im Grassimuseum,
  • 1927: Dermatologische Klinik des Städtischen Krankenhauses St. Jakob, Liebigstraße 19–21,
  • 1927: Planung des „Leipziger Schultyps“,
  • 1927 bis 1928: Siedlung an der Schönefelder Alle, Schönefeld,
  • 1927 bis 1930: Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie Leipzig,
  • Westbad Lindenau

    Westbad Lindenau

  • 1928 bis 1929: 31. Volksschule (heute: Berufliches Schulzentrum 1), Crednerstraße 1 und 55. Volksschule (heute: 55. Schule), Ratzelstraße 26,
  • 1928 bis 1929: IV. Höhere Mädchenschule „Max-Klinger-Schule“, Karl-Heine-Straße 22,
  • 1927 bis 1930: Großmarkthalle, An den Tierkliniken 40 (Ingenieur Franz Dischinger),
  • 1928 bis 1930: Westbad in Lindenau, Odermannstraße 15,
  • 1928 bis 1929: Wohnhäuser Liechtensteinstraße 9 bis 39 Lößnig,
  • 1929: Umbau der Feuerwehr-Hauptwache, Goerdelerring 7,
  • 1929 bis 1930: Seuchenhaus (Quarantänestation) für das Krankenhaus St. Jacob, Philipp-Rosenthal-Straße (nach 2006 abgebrochen),
  • Wohnanlage BlüthnerstraßeHeimteichstraßeHellerstraßePfingstweide Leutzsch (Hubert-Ritter-Siedlung)

    Wohnanlage BlüthnerstraßeHeimteichstraßeHellerstraßePfingstweide Leutzsch (Hubert-Ritter-Siedlung)

  • 1929 bis 1930: Siedlung „Rundling“ in Lößnig, Siegfriedplatz 1–16, Nibelungenring 1–93 (Nibelungensiedlung),
  • 1930: Wohnanlage Rosenowstraße 31–57 in Mockau,
  • 1930 bis 1931: St. Elisabeth-Krankenhaus in Connewitz, Biedermannstraße 84 (Bauaufsicht nach Planung des Architekten Carl Fischer),
  • um 1925/1930: Wohnanlage Blüthnerstraße/Heimteichstraße/Hellerstraße/Pfingstweide Leutzsch (mit Carl James Bühring),

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Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ce/Friedrich_Sebald_Ringelhardt.jpg

Quelle:
www.wikipedia.de
Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Pro Leipzig, 2005

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Autor: Mirko Seidel am 11. Okt 2022 14:10, Rubrik: Persönlichkeiten, Stadt Leipzig, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentar schreiben,


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