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1000 Jahre Leipzig – Leipziger Persönlichkeiten auf Briefmarken

Erfinder, Forscher und Pioniere

Im Jahr 2015 feiert die Stadt Leipzig die eintausendste Wiederkehr ihrer Ersterwähnung. Bischof Thietmar von Merseburg erwähnt die „urbe libzi“ – die Stadt der Linden – im Jahr 1015 in seiner Chronik. Der Siedlungsflecken ist jedoch älter. Die Slawen errichteten um 900 in der sumpfigen Niederung zwischen Pleiße und Parthe eine Burg. Die deutschen Kolonisten eroberten sie, gründeten neue Siedlungen. Im Jahr 1165 verleiht Markgraf Otto der Reiche von Meißen der Siedlung am Kreuzungspunkt der Via Regia und der Via Imperii das Stadtrecht. Die 1409 gegründete Leipziger Universität ist eine der ältesten in Deutschland. 1497 wird Leipzig zur Reichsmessestadt erhoben und zehn Jahre später verleiht Kaiser Maximilian I. der Stadt das Messeprivileg.

Seit dem 15. Jahrhundert entwickelt sich Leipzig zu einem Ort des Fortschritts, des freien Denkens, der Kunst und Kultur, aber auch des Handels. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges ist Leipzig neben London der bedeutendste Platz der europäischen Pelzbranche. 1650 erschienen erstmals in Leipzig die „Einkommenden Zeitungen“ sechsmal pro Woche – sie gelten als älteste Tageszeitung der Welt.

1813 rückt Leipzig in den Mittelpunkt der europäischen Geschichte. Südlich der Stadt treffen die Truppen Napoleons und der Verbündeten Preußen, Österreich und Russland in der Völkerschlacht aufeinander.

Als im Jahr 1825 der Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig gegründet wurde, ist die Stadt bereits eines der Zentren des deutschen Buchhandels und Verlagswesens.
Die erste deutsche Eisenbahnfernstrecke wird im Jahr 1839 eingeweiht und führt von Leipzig nach Dresden. Damit ist der Startschuss für die Entwicklung der Stadt zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Mitteldeutschland gegeben. Der Leipziger Hauptbahnhof, 1912 bis 1915 erbaut, ist über Jahrzehnte einer der größten Kopfbahnhöfe Europas.

1871 wird Leipzig mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt. Im Jahr 1900 konstituierte sich in der Stadt der Deutsche Fußballbund und der VfB Leipzig war 1903 erster deutscher Fußballmeister.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Leipzig seine Spuren. Die erste Leipziger Messe nach dem Krieg fand im Mai 1946 statt, wenn auch in sehr bescheidenem Rahmen. An ihre Traditionen als Buch- und Verlagsstadt sowie Stadt des Rauchwarenhandels konnte Leipzig in der DDR aber nicht wieder anschließen.

Im Herbst 1989 war Leipzig eines der wichtigsten Zentren der Bürgerbewegung gegen die Machthaber und Verhältnisse in der DDR. Der Ruf „Wir sind das Volk“ ging aus Leipzig um die Welt.

In 1.000 Jahren haben unzählige Menschen das Gesicht der Stadt geprägt und Stadtgeschichte geschrieben. Viele von Ihnen wurden auf Briefmarken gewürdigt.

Friedrich List

Friedrich List wurde am 6. August 1789 in Reutlingen geboren. Der aus einfachen Verhältnissen stammende List erwarb sich sein Wissen autodidaktisch. In Tübingen betrieb er Universitätsstudien und wurde 1816 beamteter Rechnungsrat in Reutlingen und 1817 außerordentlicher Professor in Tübingen. Friedrich List setzte sich für die Aufhebung von Zöllen und Mauten in Deutschland ein, was ihm in seiner Heimat Württemberg Missbilligung einbrachte.

1825 verließ er Deutschland, erwarb in Harrisburg eine Farm und ein Steinkohlevorkommen und gründete eine Bankgesellschaft zum Kohletransport. 1832 kehrte List nach Deutschland zurück, zunächst nach Hamburg. Vom amerikanischen Präsidenten Jackson zum Konsul in Leipzig ernannt, ließ er sich 1833 in der sächsischen Stadt nieder. In Leipzig veröffentlichte er eine Denkschrift „Über ein sächsisches Eisenbahnsystem … und insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden“. Da Friedrich List kein sächsischer Staatsbürger war, verweigerte man ihm die Mitarbeit in den Gremien. Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie zahlte List 2.000 Taler und schob ihn ab.

Trotzdem gilt Friedrich List als Pionier des sächsischen Eisenbahnwesens und der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden. Friedrich List nahm sich am 30. November in Kufstein das Leben.

Die Deutsche Post der DDR gab im Jahr 1989 drei Sonderbriefmarken zur Erinnerung an die erste deutsche Ferneisenbahn heraus. Dargestellt sind der Eisenbahnpionier Friedrich List, der Dresdener Bahnhof in Leipzig und der Leipziger Bahnhof in Dresden.

Samuel Heinicke

Der Pädagoge Samuel Heinicke wurde am 10. April 1727 in Nautschütz bei Weißenfels geboren. Zunächst als Landwirt und Soldat tätig, floh er aus Preußen und studierte in Jena Philosophie, Mathematik und Naturlehre. Nach Tätigkeiten in Altona und Hamburg ging Heinicke 1768 nach Eppendorf bei Hamburg, wo er Taubstumme unterrichtete. Diese Arbeit sah Samuel Heinicke als seine Lebensaufgabe. 1777 berief man ihn nach Leipzig, wo am 14. April 1778 die erste Lehranstalt für Taubstumme in Deutschland und älteste weltweit eröffnet wurde.

Heinicke orientierte sich an Herders Sprachphilosophie und setzte anstelle akustischer Eindrücke Geschmacksempfindungen als den die „Lautsprache fixierenden Sinn“. Er führte die Lautsprachenmethode ein. In seinen Veröffentlichungen sah er Taubstumme als Menschen, kämpfte gegen die herrschenden Vorurteile und forderte die Gleichstellung mit Hörenden. Samuel Heinicke starb am 30. April 1790 in Leipzig. Nach mehreren Umzügen wurde 1914 bis 1915 in der Nähe des Neuen Johannisfriedhofes ein Schulneubau errichtet, der bis heute als Bildungseinrichtung für Taubstumme dient und Samuel Heinickes Namen trägt.

1978 gab die Deutsche Post der DDR anlässlich des 200. Jahrestages der Gründung der ersten Lehranstalt für Taubstumme in Leipzig eine Briefmarke heraus mit dem Bild von Heinicke und einer Leipziger Stadtansicht aus der Zeit um 1800.

Hermann Schulze-Delitzsch

Hermann Schulze-Delitzsch wurde am 29. August 1808 in Delitzsch geboren. Er gründete die erste deutsche Genossenschaft. „Selbsthilfe – Selbstverantwortung – Selbstverwaltung“ heißen seitdem die Leitwörter dieser immer noch erfolgreichsten Unternehmensform. Hermann Schulze-Delitzsch ging nach seiner Schulausbildung zum Jurastudium nach Leipzig und Halle (Saale). 1827 schloss er sich der Leipziger Burschenschaft an, deren Vorsteherkollegium er angehörte. 1838 wurde Schulze-Delitzsch Oberlandesgerichtsassessor ernannt und war anschließend in Naumburg und am Berliner Kammergericht tätig.

Während seiner Tätigkeit als Patrimonialrichter zwischen 1841 und 1849 lernte er die Probleme der kleinen Handwerksbetriebe auf dem Lande kennen, die mit der Industrialisierung nicht schritthalten konnten. Die Missernte 1846 führte zur Gründung eines Hilfskomitees zur Beschaffung von Getreide und zur Unterhaltung einer Mühle und einer Bäckerei. 1848 wurde Hermann Schulze-Delitzsch als linksliberaler Abgeordneter der damals preußischen Kreise Delitzsch und Bitterfeld in die Preußische Nationalversammlung gewählt. Seinen Lebensmittelpunkt hatte er bis 1861 in Delitzsch, dann bis zu seinem Tod am 29. April 1883 in Potsdam.

In der Preußischen Nationalversammlung wirkte er in Kommissionen mit, die sich mit der Situation der Gewerbetreibenden befassten. Schulze-Delitzsch kam zu dem Schluss, dass deren Situation nur dadurch zu verbessern ist, wenn es ihnen ermöglicht wird, durch genossenschaftliche Zusammenschlüsse zu der sich rasch entwickelnden Industrie aufzuschließen.
Einen engen Kontakt unterhielt Hermann Schulze-Delitzsch zu dem Eilenburger Arzt Anton Bernhardi. Dieser arbeitet ebenfalls an konkreten Ideen zum Aufbau von genossenschaftlichen Organisationen und begann, diese umzusetzen. In Delitzsch und in Eilenburg entstanden etwa zur gleichen Zeit erste Genossenschaften.
Auf seinen Ideen beruht die Gründung von Handwerkergenossenschaften, Spar- und Konsumvereine, Vorschuss- und Kreditvereine (z.B. die heutigen Volksbanken)

Die Deutsche Post gab im Jahr 2008 eine Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag von Hermann-Schulze-Delitzsch heraus mit seinem Leitspruch: „Der Geist der freien Genossenschaft ist der Geist der modernen Gesellschaft“.

Samuel Christian Friedrich Hahnemann

Der Arzt Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 in Meißen geboren. Er studierte an der Universität Leipzig Medizin und ließ sich in der Stadt als praktischer Arzt und Hochschullehrer nieder. Zwischen 1808 und 1811 verfasste er sein Hauptwerk „Organon der rationalen Heilkunde“ und begründete damit die Homöopathie. Anfangs hochgeehrt war Hahnemann auch maßgeblich an der Versorgung von Verwundeten der Völkerschlacht beteiligt. Als der Fürst von Schwarzenberg trotz Behandlung starb, boykottierten Studenten seine Vorlesungen und seine Gegner bekamen Zuspruch. 1821 wird Hahnemann auf Betreiben der Apotheker aus Leipzig ausgewiesen. Er geht nach Köthen und baut dort seine international anerkannte Praxis auf. 1828 wurde in Leipzig der erste homöopathische Verein gegründet. Im Jahr 1835 ging Samuel Hahnemann nach Paris, wo er als deutscher Wunderdoktor berühmt wurde. Dort starb er am 2. Juli 1843. Ihm zu Ehren wurde 1851 am Richard-Wagner-Platz ein Denkmal errichtet.

1996 gab die Deutsche Post zum 200. Jahrestag der Homöopathie eine Sonderbriefmarke mit dem Konterfei Hahnemanns und seinem Leitspruch „Similie Similibus Curentur“ (Gleiches mit Gleichem heilen), heraus.

Werner Heisenberg

Der Physiker Werner Heisenberg wurde am 5. Dezember 1901 in Würzburg geboren. 1927 erhilet er eine Berufung an die Universität Leipzig, die mit ihm zum Zentrum der theoretischen Physik in Deutschland wird. Bis 1942 leitet Heisenberg das Theoretisch-physikalische Institut. 1932 erhält Werner Heisenberg den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen in der Quantentheorie. Werner Heisenberg starb am 1. Februar 1976 in München.

Die Deutsche Post gab im Jahr 2001 eine Briefmarke zum 100. Geburtstag des Physikers heraus.

Gustav Hertz

Gustav Hertz wurde am 22. Juli 1887 in Hamburg geboren. Der Neffe von Heinrich Hertz studierte in Göttingen, München und Berlin. Nach einem Aufenthalt in Eindhoven lehrte er in Halle und Berlin. 1945 ging er in die Sowjetunion und war an der Entwicklung eines industriellen Verfahrens zur Trennung von Uran beteiligt. Zwischen 1954 und 1961 leitete er das Physikalische Institut der Universität Leipzig. In dieser Zeit entstand sein Lehrbuch der Kernphysik. Für seine Forschungsarbeite mit James Franck erhielt Hertz 1925 den Nobelpreis. Gustav Hertz starb am 30. Oktober 1975 in Berlin.

Die Deutsche Post der DDR gab 1977 und 1987 Briefmarken mit dem Bildnis von Gustav Hertz heraus.

August Horch

August Horch wurde am 12. Oktober 1868 in Winningen geboren. Der deutsche Maschinenbauingenieur und Gründer der Automobilbauunternehmen Horch und Audi erlernte im Alter von 13 Jahren das Schmiedehandwerk und baute sein erstes Fortbewegungsmittel – ein dreirädriges Hochrad. Zwischen 1888 und 1891 studierte Horch am Technikum Mittweida. Bis 1899 arbeitet August Horch als Maschinenbauingenieur in Rostock, Leipzig und bei Carl Benz in Mannheim. August Horch hatte in seinem Leben nie eine Fahrerlaubnis.
1904 verlagerte Horch sein Automobilunternehmen von Köln-Ehrenfeld nach Zwickau, wo es am 10. Mai als A. Horch & Cie. Motorwagenwerke Actiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen wurde. 1909 gründet er zusammen mit Paul Fikentscher in Sichtweite der Zwickauer Horch-Werke ein zweites Unternehmen, die August Horch Automobilwerke GmbH. Den Rechtsstreit um den Markennamen Horch verlor er vor dem Reichsgericht in. Als Konsequenz aus dem Rechtsstreit entstand der Markennamen „Audi“ – die Übersetzung des Imperativs „horch!“. August Horch starb am 3. Februar 1951 in Münchberg in Oberfranken.

Die Deutsche Post der DDR gab 1979 einen Zusammendruck zum Jubiläum 100 Jahre Automobilbau in Zwickau, die August Horch selbst aber nicht darstellt.

Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 1. Juli 1646 in Leipzig geboren. Der Sohn eines Leipziger Professors besuchte die Nikolaischule und später die Universität. Er promovierte 1662, mit 16 Jahren. 1663 setzte er sein Studium in Jena fort, kam zurück nach Leipzig und wollte 1666 die Disputation als Vorstufe zum Doktorat halten. Man verweigerte ihm dies mit Hinweis „zu großer Jugend“. Leibniz ging daraufhin nach Altdorf bei Nürnberg und promovierte.
1676 trat er in den Dienst des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg in Hannover. Als Universalgenie gründete er 1700 die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin und bemühte sich um den Ausgleich der Konfessionen. Er betrieb historische Forschungen und entwickelte bahnbrechende Ideen zur mathematischen Logik und zum Gesetz von der Erhaltung der Energie. Gottfried Wilhelm Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover. Das Leibniz-Denkmal im Innenhof der Universität Leipzig wurde 1883 von Ernst Julius Hähnel geschaffen.

Zum 350. Geburtstag des Gelehrten gab die Deutsche Post 1996 eine Sonderbriefmarke heraus.

Martin Luther

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Luther hielt sich mehrfach in Leipzig auf und predigte hier. Am 9. Oktober 1512 weilte er, zu Fuß von Wittenberg kommend, erstmals in Leipzig und holte sich 50 Gulden ab, die ihm Kurfürst Friedrich der Weise für seine Promotion bewilligt hatte. Zwischen 1515 und 1518 war Martin Luther mehrfach in Leipzig, aus dem Jahr 1521 sind drei Aufenthalte bekannt. Als Junker Jörg kehrte er auf seinem Weg von der Wartburg nach Wittenberg auf dem Brühl ein.

Am 25. Mai 1539, dem Pfingstsonntag, predigte der Reformator Martin Luther in der Kapelle der Pleißenburg und dann einen Tag später öffentlich in der Thomaskirche.

Martin Luther hielt sich am 12. August 1545 letzmalig in Leipzig auf, als er in der Paulinerkirche die Weihepredigt hielt. Martin Luther starb am 18. Februar 1546 in seiner Geburtsstadt Eisleben.

Die Deutsche Bundespost gab zwischen 1961 und 1964 die Dauerserie „Bedeutende Deutsche“ heraus. Eine Briefmarke zeigt das Bildnis Luthers.

Zum 450. Jubiläum der Reformation gab die Deutsche Post der DDR drei Sonderbriefmarken heraus, darunter eine mit der Darstellung Martin Luthers.

Der 500. Geburtstag des Reformators wurde 1983 in Ost- und Westdeutschland auf Briefmarken geehrt. Die Deutsche Bundespopst gab eine Sondermarke mit dem Bildnis Luthers heraus. Die Deutsche Post der DDR würdigte Luther mit einer Blockausgabe und vier Sondermarken, darauf u.a. Luther als Junker Jörg.

Den 450. Todestag Martin Luthers würdigte die Deutsche Post 1996 mit einer Sonderbriefmarke.

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